Insulin & Reisen

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Pouakai

Insulin & Reisen

Beitrag von Pouakai »

Der insulinpflichtige Diabetiker sollte sich nicht nur wenn er nach Australien ins Outback reist Gedanken um sein Insulin machen, sondern überall auf der Welt wo es warm ist oder werden kann. Wer die Welt dann noch mit dem Motorrad oder dem Fahrrad erkunden will stößt schnell an Grenzen. Die typischen Kühltaschen, bzw. Reisekühlschränke taugen nichts, denn sie nehmen zu viel Platz weg, bzw. benötigen einen Stromanschluss. Aber zum Glück haben sich schon viele diesem Problem angenommen aber die Infos sind weit gestreut im Internet und ich werde versuchen hier einmal die Sache gebündelt wiederzugeben.

Als erstes möchte ich aber darauf Hinweisen, dass ich kein Mediziner bin und ich auch keine Garantie übernehme. Jeder muss für sich selber Entscheiden wie mit den folgende Angaben umgeht und sollte wenn er verunsichert ist einen Arzt, Apotheker, Fachmann fragen.

So, nachdem jetzt das Rechtliche erledigt ist und die Abmahnanwälte hoffentlich in die Röhre schauen, kann ich ja an das Eingemachte gehen...

Walter Oevel hat schon 1985 & 2001 was interessantes dazu geschrieben. Das PDF Dokument ist <<hier>> abrufbar. Er hat in diesem Dokument auch gleich einen von ihm konstruierten Kühlschrank für das Motorrad beschrieben den man wohl nicht brauchen wird wenn man folgendes von ihm gelesen hat:
Allgemeines zur Insulinkühlung
Die Sache ist langst nicht so kritisch: die Pharmaziefirmen geben zwar 8°C als Lagerungstemperatur an, dies scheint aber ein Wert zu sein, der die Haltbarkeit für Langzeitlagerung über Jahre hinweg garantieren soll. Walter Oevel hatte sich direkt an Chemiker der Insulinabteilung der großen Pharma-Firmen gewandt und dort folgende Informationen erhalten (inoffiziell aus Versicherungstechnischen Gründen bekommt man auf offizielle Anfragen nur die 8°C genannt): Im Zusammenhang mit implantierten Insulinpumpen ist die Haltbarkeit des Insulins bei Körpertemperatur recht genau untersucht worden. Nach 6 bis 8 Wochen Lagerung bei Körpertemperatur liegen die Aktivitätsraten immer noch über 90%, womit das Insulin für alle praktischen Belange voll verwendungsfähig ist.
Bei Temperaturen über 40°C wird es natürlich kritisch. Allerdings sei selbst nach kurzzeitigem Überhitzen (mehrere Stunden bei 50°C) Insulin noch bedingt verwendungsfähig, konkrete Zahlenwerte hatte Walter Oevel dazu allerdings nicht. In der Zeitschrift "Apotheken-Praxis" vom 15.8.96 befindet sich folgende Tabelle, welche die obigen Aussagen tendenziell bestätigen. Bei einer konstanten Lagertemperatur von 40°C wurde gemessen, nach welcher Zeit die Aktivität auf 98% bzw. auf 95% gesunken war:

Insulin 98% 95%
Actrapid 5 Wochen 14 Wochen
Semilente 2 Wochen 5 Wochen
Lente 1 Woche 4 Wochen
Rapitard 3 Wochen 7 Wochen
Ultralente 1 Woche 3 Wochen

Diese Aussagen stimmen auch mit den Erfahrungen von Walter Oevel überein. Walter Oevel trug stets einige Reserveampullen in seiner Jackentasche herum, falls man durch irgendwelche Umstände (Diebstahl, Unfall) mal von seinen eigentlichen Vorräten getrennt werden sollte. Eine dieser Ampullen, die 6 Wochen Afrika im Hochsommer (in der Regel 30°C bis 40°C und einige Nachmittage mit 50°C) ungekühlt hinter sich hatte, ist von ihm mal ausprobiert worden, nachdem er zurück war und der Stoffwechsel sich wieder auf "Heimat-Betrieb" umgestellt hatte: die Wirkung hatte zwar merklich nachgelassen, aber er konnte sich mit erhöhten Dosen und weniger Essen passabel über Wasser halten. Fazit: nicht für wochenlangen Gebrauch zu empfehlen, aber es ist gut zu wissen, da man zur Not auf jeden Fall durchhalten kann, bis man wieder an frisches Insulin herankommt.
Walter Oevel ist inzwischen nach mehreren Reisen in heißen Ländern zu der Einstellung gekommen, dass er bei Temperaturen bis zu 40°C gar nicht mehr über die Insulinkühlung nachdenkt. Man muss sich klar machen da man sich wirklich schon im Hochsommer in Südspanien oder halt Afrika befinden muss , um auf solche Temperaturen zu treffen. Für "normale" Fahrten innerhalb Europas tut es also in der Regel die Jackentaschenlösung. Genauer gesagt: Walter Oevel benutze eine ganz normale kleine Thermoskanne für den Transport der "Hauptvorräte" in etwas wärmeren Gefilden.
Andererseits: Man muss sich darüber im Klaren sein, da bei absolutem Insulinmangel innerhalb weniger Stunden Koma-Gefahr erreicht ist, man hat also keinerlei zeitlichen Spielraum, wenn durch irgendwelche unglücklichen Umstände der gesamte Insulinvorrat verdirbt. Das Insulin will damit sorgfältiger gehütet sein als etwa Pass und Geld.
Ein letzter Hinweis, falls das Insulin mal unterkühlt werden sollte: die Aktivität wird durch Gefrieren nicht beeinträchtigt, aber Depot-Insulin kristallisiert dabei zu Kurzzeit-Insulin um.
Soweit das wichtigste von ihm. Wer jetzt eine genaue Beschreibung des selbstgebauten Kühlschranks lesen möchte muss jetzt im Originaldokument ab Kapitel 2 weiterlesen.
In verschieden Foren wird es als ausreichend beschrieben das Insulin in nasse Tücher einzuwickeln. Die Wasserverdunstung kühlt das Insulin genügend herab. Allerdings hat dies auch einen Nachteil. Wenn es sehr warm ist, verdunstet das Wasser relativ schnell und man muss das Tuch ständig befeuchten. Macht allerdings wenig Sinn, da z.B. Wasser bei einer Wüstendurchquerung egal ob in Afrika oder im Outback von Australien ein kostbares Gut ist und nicht an jeder Ecke vorhanden ist. Das führte zu der Lösung, das Insulin in Thermoskannen zu stecken. Nachts in der Wüste wird es bekanntlich kalt, bzw. im Hotel (wer nicht campen möchte) gibt es in der Regel auf jedem Zimmer einen kleinen Kühlschrank, dort kann man dann über Nacht die offene Thermoskanne und das Insulin wieder herunterkühlen. Manch Abenteurer möchte auf Nummer sicher gehen und hat auch etwas Wasser in die Thermoskanne gefüllt. Unisono ist aber bei allen die Meinung, dass diese Art der Insulinkühlung völlig ausreicht und sich somit auch für den insulinpflichtigen Diabetiker Abenteuertouren durch entlegene heiße Gebiete bewerkstelligen lassen.
Bei meinen Recherchen zu dem Thema bin ich des weiteren über Walter Oevel auf die Webseite der Firma FRIO gestoßen. Das Prinzip ist nach deren ihrer Aussage recht einfach:
"Die Tasche wird lediglich in kaltes Wasser getaucht, woraufhin die enthaltenen Kristalle ein Gel bilden. Wenn Sie die Tasche anschließend mit einem Tuch leicht abwischen, fühlt sie sich trocken an. Nun stecken Sie das gekühlte Insulin hinein, und durch ein Verdunstungssystem bleibt es auch weiterhin gekühlt. Die kostenlos beigefügte Cambrelle™ Außentasche schützt die umliegenden Gegenstände in Ihrer Handtasche oder Ihrem Koffer."
Ich habe mir jetzt mal so eine Tasche bestellt und werde sie testen und auch hier davon berichten. Auch habe ich mir vorgenommen verschiedene Temperaturexperimente durchzuführen und mit Bildern zu belegen. Um wieviel erhöht sich die Temperatur des Insulins in einer Thermoskanne nur mit Luft, mit feuchtem Wickel, mit Wasser bei der und der Außentemperatur, usw...
Quelle: http://asphaltindianer.blogspot.de/2013 ... eisen.html" onclick="window.open(this.href);return false;
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gerd_
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Re: Insulin & Reisen

Beitrag von gerd_ »

Hi
Zu der kleinen Thermosflasche kann man noch sagen: Eine dicke Filzschicht (echter Filz, nicht synthetischer Dreck) vorher mit "Spüli" vom Wollfett befreien, dann der Pulle daraus ein Mäntelchen anfertigen. Das Ganze dann so befestigen, dass die Sonne drauf kann, und immer feucht halten. Die Flasche wird eiskalt!
Die Bewohner der Sahara transportieren ihr Wasser zwar inzwischen auch in (farblosen!) Plastikkanistern knallhart in der Sonne (die UV-Einstrahlung entkeimt es!), füllen aber immer in einen Beutel aus Ziegenleder um. Das Wasser diffundiert durch das Leder und wird an der Ausserseite durch die Sonne verdunstet. Dabei gibt's Verdunstungskälte und das Wasser wird von "stark pisswarm" auf "sehr angenehm" gekühlt. Früher hatten sie nur Ziegenbeutel und alles Wasser war kalt (aber sie hatten dann viel schneller kein Wasser mehr).
gerd
Vollkommenheit entsteht offenbar nicht dann, wenn man nichts mehr hinzuzufügen hat, sondern wenn man nichts mehr wegnehmen kann.
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Pouakai

Re: Insulin & Reisen

Beitrag von Pouakai »

gerd_ hat geschrieben:Hi
Zu der kleinen Thermosflasche kann man noch sagen: Eine dicke Filzschicht (echter Filz, nicht synthetischer Dreck) vorher mit "Spüli" vom Wollfett befreien, dann der Pulle daraus ein Mäntelchen anfertigen. Das Ganze dann so befestigen, dass die Sonne drauf kann, und immer feucht halten. Die Flasche wird eiskalt!
Womit wir wieder bei dem Problem sind viel Wasser für die Verdunstungskälte zu verschwenden. Selbst in Spanien kann es in manchen Gegenden locker 40°C haben. Da Temperatur immer im Schatten gemessen wird, liegt die wirkliche Temperatur in manchen Gegenden ohne Schatten locker und leicht mal um einige Grad darüber. Da kann sich jeder selber ausrechnen wie schnell so eine Filzhülle getrocknet ist. Okay, in Spanien ist es vielleicht nicht ganz so schlimm mit dem Wassernachschub, aber gerade auf entlegenen Strecken wo größere Entfernungen überwunden werden müssen ist Wasserverschwendung für soetwas gefährlich, vor allem wenn man mit der Beladung des Transportmittels eingeschränkt ist. Wie schon erwähnt, scheint das in modernen Thermoskannen auch nicht notwendig zu sein.
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gerd_
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Re: Insulin & Reisen

Beitrag von gerd_ »

Hi
Wenn sich die Touareg in der Sahara leisten können ihr Wasser so zu kühlen, dann schaffen 99,9% von uns das auch. Der Rest ist dusselig, hat sich zu viel zugetraut oder einen Fehler gemacht. Derjenige der in einer tatsächlichen Wüste (also nicht nur einer Abart der Lüneburger Heide) unterwegs ist muss ohnehin genügend Wasser mitnehmen. Ist er 4 Wochen unterwegs, tankt er nach. Wie eben die Wüstenbewohner auch. Bei jeder Gelegenheit wird der Wasservorrat ergänzt.
Die Anderen müssen eben mal bei einer Kneipe halten :-).
Wobei wenn ich Insulin brauche, das Wasser ddas kleinere Problem sein sollte.
gerd
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Pouakai

Re: Insulin & Reisen

Beitrag von Pouakai »

Ehrlich gesagt, ich habe keine Ahnung was sich die Tuareg leisten können und was nicht, wie viele Kamele und wie viel Wasser sie dabei haben und wie viel übrig bleibt von einem Wasserloch zum anderen. ;) Auch habe ich keine Ahnung wie viel die Tuareg schon Erfahrung mit Insulinkühlung gemacht haben. ;) Ich gebe Dir aber recht, dass die Wahrscheinlichkeit ernsthaft in Gefahr zu kommen, selbst bei einer Panne in der Wüste/Outback, und dabei über den Jordan zu gehen, eher gering ist wenn man richtig vorbereitet ist. In den heutigen Zeiten von EPIRB ist die Hilfe sowieso nur einen Knopfdruck weit entfernt. Also sehen wir das Problem mal von der Seite einer schwäbischen Hausfrau. Warum soll ich mir teures Wasser (1ltr zwischen 1,50 und 4,50 AUD) über den Insulinpen kippen wenn es auch in einer einfachen Thermosflasche tut und wenn ich in einer Kneipe anhalte, dann nur deswegen weil ich ein Bier haben möchte (hier empfiehlt sich das Bojangles in Alice Springs). :D
Eine Thermosflasche in eine feuchte Filzhülle zu stecken dürfte sowieso eher nutzlos sein, da sie nach innen wie nach außen isoliert ist. Außerdem, wer will schon eine feuchter Filzhülle im Koffer, also müsste die Flasche aus dem Koffer raus wo sie der wärmeren Umgebung und dem direkten Sonnenlicht ausgesetzt ist. Trocken im Koffer der nicht unbedingt stylisch schwarz lackiert ist sonder noch in natürlichem Alusilber das Sonnenlicht reflektiert hat mit Sicherheit auch seine Vorteile. Es gab auch verschiedene Foren wo der Tipp aufkam die Insulinpens in eine Rettungsfolie zu wickeln (silberne Seite Richtung Flaschenwand). Ob das so viel bringt? Ich habe meine Zweifel. Wofür auch, wenn es ausreicht das ganze Insulin ohne Wasser über den Tag zu bringen. Wie schon geschrieben, werde ich im Sommer mal ein paar Temperaturexperimente machen. Bin nur gerade am überlegen wie ich die Temperatur am besten messe - Thermometer, Infrarotthermometer, oder wie auch immer. Ach ja, warum soll ich nicht auch Hightech Materialien benutzen wenn es die schon gibt und auch was taugen? ;) Man muss ja nicht gleich immer so nostalgisch sein und einen auf Wüstenbewohner machen bloß weil man eine Wüste durchquert und den sein Insulin im Ziegenfell transportieren. :D
Und ein Sandfloh der mal eben in die Mongolei zum Stutenmilchtrinken fährt, hat mir mal geflüstert, dass ich mich wegen ein bisschen Insulin nicht in die Hose machen soll und mir die Welt weiterhin offen steht. Und wenn ich das mit einfachen modernen Hilfsmittel noch anderen motorradfahrende Insulinjunkies vermitteln kann hat es sich schon wieder gelohnt. ;)
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gerd_
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Re: Insulin & Reisen

Beitrag von gerd_ »

Hi
Prinzipiell sind unsere Meinungen nicht sooo weit voneinander entfernt.
Aber rein technisch:
Im Koffer nützt Dir der nasse Filz nix. Die Kühlung lebt davon, dass die Sonne das Wasser verdunstet. Daher heisst es auch "Verdunstungskälte". Hatte ich aber geschrieben.
Wenn die Flasche so toll isolieren würde, dann würde ein Inhalt seine Einbringtemperatur unendlich lange halten. Weil sie eben leider nicht absolut isoliert, kann man sie kühlen um ihren Nutzen wesentlich zu unterstützen.
Sorry wenn mir schlagartig die Touareg einfielen, aber die Patentochter der Besten meiner Frauen ist Touareg (eigentlich Imuhar, aber da weiss wieder keiner was das heisst; analog zu den Eskimos die eigentlich Inuit heissen) und wohnt in der Sahara. Von ihr kann man alles lernen was Wasser und Sand betrifft.
gerd
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Stobbi
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Re: Insulin & Reisen

Beitrag von Stobbi »

Ein wichtiges Thema und nicht nur für Motorradfahrer sonder für alle Globetrotter

Es gibt glaube ich weltweit nur noch wenig Gegenden die nicht ausreichend erschlossen sind.
Das wird der Sandfloh dir sicherlich auch ins Ohr geflüstert haben.
Denn auch im Osten bekommst Du Dein Insulin in der Apotheke (Аптека), beim Arzt oder im Krankenhaus.
Wir reden hier denke ich, nicht über den Transport von einer 1 Monatsration, sonder zur Überbrückung von 3-4 Tagen.
Alles andere macht denke ich Transport technisch keinen Sinn.
In dem Fall tut es dann wirklich die kleine Lösung mit der Thermoskanne.
Aber ohne jetzt lange aneinander vorbei reden zu wollen, prinzipiell würde ich das Thema mit dem Arzt und dem Apotheker meines geringsten Misstrauens bequatschen und mich dann für eine für mich praktikable Lösung entscheiden!

Wobei unterschiedliche Lösungen bzw Lösungsansätze für die Betroffenen sicherlich Hilfreich sind.

Macht was draus, ich kann mich ja nicht um alles kümmern! :)
Alle Menschen sind gleich,
nur die Gehälter sind verschieden! :mrgreen:
Pouakai

Re: Insulin & Reisen

Beitrag von Pouakai »

gerd_ hat geschrieben:Prinzipiell sind unsere Meinungen nicht sooo weit voneinander entfernt.
Ich glaube sie sind so gut wie gar nicht auseinander aber es liest sich ein bisschen so... :D
gerd_ hat geschrieben:Aber rein technisch:
Im Koffer nützt Dir der nasse Filz nix. Die Kühlung lebt davon, dass die Sonne das Wasser verdunstet. Daher heißt es auch "Verdunstungskälte". Hatte ich aber geschrieben.
Stimmt ich wollte Dir auch nicht unterstellen das Du dies gesagt hast, ich wollte damit ausdrücken, dass das Insulin im Koffer sicherer ist als irgendwie oben befestigt zu sein wo es schneller verloren, bzw. geklaut werden könnte und im Koffer macht ein nasser Filz auch insgesamt keinen Sinn in Anbetracht weiteren Inhaltes und deren eventuellen Durchfeuchtung.
gerd_ hat geschrieben:Wenn die Flasche so toll isolieren würde, dann würde ein Inhalt seine Einbringtemperatur unendlich lange halten. Weil sie eben leider nicht absolut isoliert, kann man sie kühlen um ihren Nutzen wesentlich zu unterstützen.
Stimmt natürlich, aber die ersten Versuche die ich mal so ganz auf die Schnelle gemacht habe scheint mir dies trotz allem überflüssig zu sein, da sich der Inhalt in der Zeit (also ca. 12-14h) zu wenig erwärmt. Wie lange hält ein Filz die Feuchtigkeit bei 40°C in der Sonne bis er trocken ist? Wie oft muss ich anhalten um ihn wieder zu befeuchten? Wie viel Wasser ist nötig? Ich habe mal meine Thermoskanne zur Hälfte mit 8°C kaltem Wasser gefüllt. Bei 22°C Lufttemperatur hatte das Wasser nach 24h 11°C. Also ganze 3°C Erwärmung. Sprich ein feuchtes Kondom scheint mir bei diesen Temperatur überflüssig. Keine Ahnung ob sich das Verhalten der Erwärmung linear zur Außentemperatur ist. Dies werde ich an ein paar hoffentlich heißen Sommertage dieses Jahr feststellen können.
gerd_ hat geschrieben:Sorry wenn mir schlagartig die Touareg einfielen, aber die Patentochter der Besten meiner Frauen ist Touareg (eigentlich Imuhar, aber da weiss wieder keiner was das heisst; analog zu den Eskimos die eigentlich Inuit heissen) und wohnt in der Sahara. Von ihr kann man alles lernen was Wasser und Sand betrifft.
Okay, das mit den Inuit war mir bekannt und ein paar andere Ureinwohnernamen wie z.B. Aynu sind mir auch bekannt, aber Imuhar wusste ich jetzt nicht und schon wieder etwas dazugelernt :D
Stobbi hat geschrieben:Ein wichtiges Thema und nicht nur für Motorradfahrer sonder für alle Globetrotter

Es gibt glaube ich weltweit nur noch wenig Gegenden die nicht ausreichend erschlossen sind.
Das wird der Sandfloh dir sicherlich auch ins Ohr geflüstert haben.
Denn auch im Osten bekommst Du Dein Insulin in der Apotheke (Аптека), beim Arzt oder im Krankenhaus.
Stimmt mit Sicherheit, aber hab mal irgendwo in einer abgelegen Ecke 'ne Panne, dann kann die nächste Apotheke weit sein. Ich kann nicht für Russland und Mongolei und die ganzen anderen Länder dort sprechen, weil ich da noch nie war. Aber in Australien war ich schon und im Outback sterben jedes Jahr immer noch Menschen weil sie sich verfahren haben und ihnen das Wasser ausgegangen ist. Nicht umsonst gibt es dort auch Regeln was das mitnehmen von Wasser betrifft die auch zum Teil kontrolliert werden. Auch ist das Handynetz im Outback sehr sehr dünn, nämlich zum größten Teil überhaupt nicht vorhanden. Also auch ist nix mit schnellem Hilferuf wenn man z.B. nicht mit einem EPIRB ausgerüstet ist (kann man übrigens für wenig Geld ausleihen inkl. Versicherung wenn man das Teil wirklich mal braucht).
Stobbi hat geschrieben:Wir reden hier denke ich, nicht über den Transport von einer 1 Monatsration, sonder zur Überbrückung von 3-4 Tagen.
Alles andere macht denke ich Transport technisch keinen Sinn.
In dem Fall tut es dann wirklich die kleine Lösung mit der Thermoskanne.
Fast Richtig, bzw. etwas Falsch. Ein Insulinpen enthält z.B. 3ml Insulinlösung welches dann 300IE (Insulineinheiten) sind. Jetzt kommt es darauf an wieviel Du brauchst. Ich brauche z.B. momentan 25 IE Basalinsulin pro Tag, also reicht bei mir ein Pen ca. 12 Tage. Macht also z.B. bei einen Tripp durch das Outback mit ca. 3 Wochen 2 Pens und einer als Ersatz = 3 Pens
Stobbi hat geschrieben:Aber ohne jetzt lange aneinander vorbei reden zu wollen, prinzipiell würde ich das Thema mit dem Arzt und dem Apotheker meines geringsten Misstrauens bequatschen und mich dann für eine für mich praktikable Lösung entscheiden!
Das habe ich schon oben geschrieben im ersten Posting. Mir geht es wie gesagt darum, einen Hinweis an andere insulinpflichtige Motorradfahrer zu geben (die es vielleicht gar nicht gibt hier im Forum ;) ), dass mit einfachen Mitteln ohne großen Aufwand und mit ganz wenigen Sorgen alles, oder fast alles möglich ist wie bei einem gesunden Kollegen. Ich habe nämlich in diversen Foren festgestellt, dass die Kühlung des Insulin für sehr viele Insulinpflichtige die größte Sorge ist und sie daher nicht den Mut haben auch mal was außergewöhnliches zu machen. Diese Sorge ist unbegründet!
Stobbi hat geschrieben:Wobei unterschiedliche Lösungen bzw Lösungsansätze für die Betroffenen sicherlich Hilfreich sind.
So ist es, bzw. hoffe ich es. ;)
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gerd_
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Re: Insulin & Reisen

Beitrag von gerd_ »

Hi
Gegen mangelndes Mobil-Netz hilft http://www.thuraya.com" onclick="window.open(this.href);return false; (kann auch GSM). Das Gerät funktioniert in DE auch mit SIMs von O2. Ganz normal im GSM Modus; wenn Satellit-Modus gewählt wird kostet die Minute etwa 5 EUR (im Notfall; na und?). Mit der Thuraya SIM kostet's 0,45EUR. Aber egal in welches Netz und über den gesamten Abdeckungsbereich.
gerd
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Pouakai

Re: Insulin & Reisen

Beitrag von Pouakai »

Insulin & Reisen - Die Darsteller
Die Hauptdarsteller in meiner Testreihe für den Insulintransport sind eine Hot Stuff - Thermosflasche, ein Infrarotthermometer von Fluke - das 62 Max und ein Einweginsulinpen von Novo Nordisk aus Kunststoff.

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Test 1
...sieht nicht besonders gut aus.
Ich habe Abends die Thermosflasche und den Insulinpen in den Kühlschrank gelegt. Beides hatte am nächsten Morgen um 05:40 Uhr eine Temperatur von 6,2°C.

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Dann habe ich den Insulinpen sofort im Kühlschrank noch in die Thermosflasche gesteckt und sofort verschlossen. Die Flasche habe ich dann den ganzen Tag bis zum Abend um 22:10 Uhr (also 16,5 Stunden) in der warmen Küche stehen lassen. In der Küche waren am Abend ca. 24°C. Die Oberfläche der Thermoskanne zeigte 23,6°C an wobei bei einer reflektierenden Oberfläche die Toleranz des Meßgerät von +/- 1,5°C auf über 2°C steigen kann.

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Nach dem Öffnen der Flasche und beim Messen, der Arbeitsfläche, des Innenraums und des Insulinpens zeigte das Infrarotthermometer jedesmal Mal exakt 24°C an.

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Kontrollmessungen am Kühlschrank und Fenster zeigten, dass das Messgerät nicht irgendwie bei 24°C hängen geblieben ist. Sprich, der Innenraum und das Insulin hat sich in 16,5h auf die Umgebungstemperatur erwärmt. Gut, dass es noch zu keine 40°C hier in der Wohnung gekommen ist.....

Test 2
... sieht schon besser aus.
Als neuer Darsteller hat ein ganz normaler Waschlappen die Bühne betreten in den der Insulinpen ganz bequem hinein passt.

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Dieser Waschlappen wurde einfach mit 6,5°C kaltem Wasser nass gemacht.

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In diesen nassen Waschlappen einfach den Insulinpen rein und ab in die Thermoskanne. Deckel drauf und 14 Stunden warten. Nach 14 Stunden sieht das Ergebnis schon viel besser aus als am Vortag. Okay, der Pen war 2,5 Stunden weniger drinnen, aber ich denke bei Test 1 wäre bei 2 Stunden weniger auch kein großartig anderes Ergebnis herausgekommen. Und sind wir mal ehrlich, 14 Stunden unterwegs ist realistischer als 16,5 Stunden. Innerhalb von 14 Stunden wird man auf jeden Fall Wasser aufzutreiben sein. Lange Rede kurzer Sinn, nach 14 Stunden im nassen Waschlappen hatte der Pen bei einer Umgebungstemperatur von 24,5°C immer noch 17,6°C . 6,9°C Temperaturunterschied ist ja immerhin schon etwas.

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Allerdings ist mir die Erwärmung immer noch zu stark. Bei angenommenen 40-45°C erwärmt sich das Insulin vermutlich immer noch auf knapp 40°C.

Test 3
Na also, geht doch....

Wie gehabt, Flasche und Insulin über Nacht in Kühlschrank und am Morgen das 5,4°C kalte Insulin in den Waschlappen und rein in die Thermoskanne. Diesmal aber habe ich 0,5 Liter kaltes Wasser (auch 5,4°C) mit hineingefüllt.

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Diesmal sah das Ergebnis sehr erfreulich aus, nach 14 Stunden hat sich das Insulin gerade mal auf das doppelte erwärmt, nämlich 11,8°C bei einer Umgebungstemperatur von knapp 25°C.

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Also wenn man großzügig rechnet und die Umgebungstemperatur verdoppelt auf 50°C und die Erwärmung in der Flasche vervierfacht, dann ist man immer noch weit unter der vom Hersteller angegebenen kritischen Temperatur von 30°C. Somit ist mit einem halben Liter kaltem Wasser das Insulin safe!


Test 4

Im Prinzip das Gleiche wie in Test 3 nur mit einem ganzen Liter Wasser. Also, Insulinpen rein in den Waschlappen, das ganze in die Thermoskanne gestopft und 1 Liter 6,3°C kaltes Wasser dazugekippt (Flasche und Insulinpen waren natürlich auch über Nacht im Kühlschrank).

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Nach 14 Stunden in der Küche bei einer Umgebungstemperatur von ca. 22,8°C kam der Insulinpen mit einer Temperatur von 11,6°C wieder ans Tageslicht.

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Gegenüber Test 3 hat sich also das Ergebnis nicht groß verändert, sprich man könnte sich den halben Liter Wasser sparen und hat somit ein halbes Kilo weniger Gewicht mit sich herumzuschleppen. Aber es darf sich gerne jeder eine eigene Meinung bilden und auch hier kund tun.
Ich werde mir jetzt als nächstes irgendwo noch eine alte Rettungsfolie besorgen, denn in einem Forum hatte ich gelesen, dass es welche gibt, die darauf schwören die Isoflasche auch noch innen mit der Rettungsfolie auszulegen und andere wiederum die Isoflasche damit einzuwickeln. Mal sehen was das bringt. Nach meinen bisherigen Erfahrungen eher nichts, aber mal schauen....
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gerd_
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Re: Insulin & Reisen

Beitrag von gerd_ »

Hi
Eigentlich ganz einfach:
Die Thermosflasche hindert ihren Inhalt daran Energie (Wärme) aus der Umgebung aufzunehmen.
Es genügt, sie vor dem Gebrauch kalt auszuspülen.

Durch die Wandung der T-Flasche gelangt, egal wie der Inhalt aussieht, immer die gleiche Menge Energie. Der wesentliche Faktor ist die Aussentemperatur (die man aber schlecht beeinflussen kann).
Will man verhindern dass Energie an die Flasche gelangt, kann man diese aussen kühlen (hatten wir bereits, da eignet sich Verdunstungskälte).

Will man verhindern, dass der Inhalt warm wird, muss man ihn vorher kühlen. Das geht nicht beliebig weil man zwar Trockeneis mit minus 70°C verwenden könnte, dann aber wohl das Insulin in Brikettform nichts nützt.

Folglich kann man möglichst viel Masse einer Substanz hoher spezifischer Wärmekapazität (sWK) mit geeigneter Temperatur einfüllen (natürlich zusätzlich zum Pen).
Viel Masse hätte z.B. Blei. Leider ist die sWK von Blei nicht so besonders und so das Produkt aus Masse * sWK deutlich schlechter als das von simplem Wasser.
Wesentlich besser im Punkt sWK wären Wasserstoff oder Helium. Leider sind deren Massen im gasförmigen Zustand zu vernachlässigen und im flüssigen Zustand besteht wieder das Problem mit den Briketts.

Wasser ist also gar nicht schlecht (es ist sogar optimal). Je mehr davon drin ist, desto langsamer wird sich der Inhalt erwärmen weil die, unabhängig vom Inhalt, irgendwie in den Innenraum gelangende Energiemenge eben länger braucht um "viel" Inhalt zu erwärmen als "wenig"!
Ob ein nasser Waschlappen genügt oder 2 Liter notwendig sind, liegt an der Häufigkeit mit der die Flasche geöffnet wird und wie weit sich der Pen in diesen Zeitspannen während des Gebrauchs erwärmt (und dadurch Energie in die Flasche bringt).
gerd
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Pouakai

Re: Insulin & Reisen

Beitrag von Pouakai »

Test 5
So, jetzt habe ich das mal mit der Rettungsfolie getestet. Ergebnis ist eigentlich wie von mir erwartet ausgefallen. Aber erst mal der Reihe nach. Die Thermosflasche wurde von mir mit der Rettungsfolie eingewickelt und zwar mit der silbernen Seite nach außen, da diese die wärmende Infrarotstrahlung reflektiert. Den Insulinpen habe ich auch mal gleich eingewickelt.

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Nach 24h Kühlschrank hatte alles inkl. 1 Liter Wasser eine Temperatur von ca. 5,7°C.

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Also, wie gehabt, Insulinpen in den Waschlappen, diesen in die Thermosflasche rein, 1 Liter Wasser reingeschüttet, Deckel drauf und diesen dann auch noch mit Rettungsfolie umwickelt.

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Nach 14 Stunden auf dem üblichen Platz neben dem Herd, wo auch tagsüber gekocht wird und somit ab und zu auch etwas mehr Wärme entsteht als nur die übliche Raumtemperatur, habe ich bei angezeigten 23,4°C das Paket wieder ausgewickelt.

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Das Insulin hatte nach 14 Stunden noch eine Temperatur von 10,8°C.

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Fazit:

Test 1: 6,2°C --> 24,0°C = 17,8°C Erwärmung
Test 2: 6,5°C --> 17,6°C = 11,1°C Erwärmung
Test 3: 5,4°C --> 11,8°C = 6,4°C Erwärmung
Test 4: 6,3°C --> 11,6°C = 5,3°C Erwärmung
Test 5: 5,7°C --> 10,8°C = 5,1°C Erwärmung

Diese Werte sind keine standardisierte Laborwerte, liegen dafür aber, denke ich, relativ nahe an der Wirklichkeit. Das Infrarotthermometer hat eine Messtoleranz von ca. +/- 1,5°C und die Temperaturen in der Wohnung haben auch etwas geschwankt. Aber ein aussagekräftiger Trend ist trotzdem zu sehen.
Für mich ist ganz klar der Test 4 Favorit. Auf Reise eine mit Wasser gefüllte Thermosflasche mit dem Insulin drinnen abends mit geöffnetem Deckel in den Kühlschrank/Minibar stellen, Morgens Kühlschranktüre auf, Deckel drauf und ab in den Motorradkoffer. Abends ist das Insulin noch weit von dem vom Hersteller angegebenen Wert von 30°C und dem aus der Praxis inoffiziellen Wert von 40°C entfernt. Wegen 0,2°C (was auch mit Messtoleranzen zu tun haben könnte) tue ich mir das Gewurschtel mit der Rettungsfolie mit 100% Sicherheit nicht an.
Sollte man anstatt in einem Hotel/Motel auf einem Campingplatz übernachten, dann einfach mal dem Platzwart die Situation schildern und Du wirst sehen, dass es auch hier keine Probleme mit einem Kühlschrank gibt. Wenn man davon ausgeht, dass man kein Hotel oder Campingplatz mit Kühlschrank zur Verfügung hat, sondern an einem Fluss campieren tut, dann sehe ich mit Test 4 auch noch keine ernste Probleme. Mal angenommen das Flusswasser hat ca. 20°C und das Wasser erwärmt sich in der Thermosflasche anstatt um ca. 5,3°C um 11°C bin ich zwar über dem vom Hersteller angegebenen offiziellen Wert von 30°C, nämlich bei 31°C aber immer noch unterhalb von dem inoffiziellen Wert von 40°C. Hab ich genügend Wasser zur Verfügung und bin eher ängstlich oder vorsichtig veranlagt, kann man die Thermosflasche in feuchte Tücher einwickeln und die Verdunstungskälte kühlt die Flasche zusätzlich und verzögert den Temperaturanstieg. Somit dürften Reisen auch im Jahre 2013 in wärmere Gebiete für einen Diabetiker kein Problem darstellen wie auch schon Walter Oevel 1985 und noch einmal 2001 festgestellt hatte.
Etwas sollte man aber trotzdem nicht vernachlässigen, nämlich trotz alledem regelmäßig seinen Blutzucker zu messen und vor Reiseantritt den Diabetesarzt seines Vertrauens zu kontaktieren.

Aber erstmal wünsche ich allen eine schöne Motorradsaison 2013, hier kommt gerade die Sonne raus, also ciao bis demnächst....
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Re: Insulin & Reisen

Beitrag von Freewayx »

hmmm . . . fahre schon seit 5 Jahren mit Thermusbuddeln rum . . .und ja in einer ist mein Insulin.
Wenn man weiß das Thermoskannen innen einen doppelten Glaskolben haben, der mit irgend so nem Edelgas befüllt ist, kann man getrost aufhören zu versuchen die Flasche von aussen kühler zu bekommen, es wird nicht gelingen.
Wenn du nun geschieben hättest das du ein Peletierelement in das innere der Buddel reininplementiert hättest und das ganze auch noch Wasserdicht . . .ja dann hätte ich auch darüber nachgedacht mir so etwas zu bauen.

Bis jetzt bin ich immer gut klargekommen mit meiner Insulinlösung.
Und mal ehrlich . . .du spritzt das Insulin in einen 37 Grad warmen Körper . . .ich denke mal da sind noch Reserven was die Wärmeangabe vom Hersteller angeht.

Es gibt übrigens im WWW Insulinkühltaschen, die genau nach dem Verdunstersystem arbeiten.
Die sind mit einem Geel gefüllt. Die ganze Tasche kommt 10 min. in Wasser und das Geel saugt sich voll, wie auch immer.

Die waren mit zu teuer und daher Thermo forever.... :lol:
Lg Tom
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gerd_
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Re: Insulin & Reisen

Beitrag von gerd_ »

Hi
So stimmt also meine Theorie, dass eine mit Wasser gefüllte Flaschen noch besser kühl hält als eine lediglich luftgefüllte. Es muss nicht nur die "nichtige" Masse der Luft und das Insulin, sondern auch das Wasser erwärmt werden und das dauert bei gleichem Energiezufluss von aussen eben länger. OK, es ist nicht meine Theorie sondern gängige Physik :-).
Folie bringt nicht viel weil a) die pulle auch selbst Wärme reflektieren würde (silbern) und b) die metallische Flasche und die "Wickelfolie" sogar thehrmisch leitend verbunden sind. Die einzige Schirmung erfolgt durch den Hauch von Kunststoff (bei Folie /Verletzte(r) ist das anders!!).
Würde eine Aussenkühlung bei Thermosflaschen, egal welcher Bauart nichts bringen, so dürfte (das ist der Umkehrschluss) deren Inhalt niemals warm werden! Dass das aber so ist, darüber wird niemand streiten.
Der einzige Grund weshalb sich der Inhalt langsam erwärmt ist der geringe Energiezufluss "durch die Wand". Behindere ich den mit geeigneten Massnahmen, so bleibt's drinnen länger kalt. Einfache Anschauung: Ich fülle die Flasche mit (im Kühlschrank vorgekühltem) Gut, fülle die restliche Flasche mit gekühltem Wasser (aus dem gleichen Kühlschrank) und kühle dann die Flasche von aussen indem ich sie in (wiederum den gleichen) Kühlschrank lege. Sofern nicht der Strom ausfällt wird sich der Flascheninhalt nie erwärmen!

Das ist auf Reisen unpraktisch? Klar, aber darum geht's ja gar nicht mehr :-)
gerd
Vollkommenheit entsteht offenbar nicht dann, wenn man nichts mehr hinzuzufügen hat, sondern wenn man nichts mehr wegnehmen kann.
Antoine de Saint=Exupéry
Pouakai

Re: Insulin & Reisen

Beitrag von Pouakai »

Freewayx hat geschrieben: Bis jetzt bin ich immer gut klargekommen mit meiner Insulinlösung.
Und mal ehrlich . . .du spritzt das Insulin in einen 37 Grad warmen Körper . . .ich denke mal da sind noch Reserven was die Wärmeangabe vom Hersteller angeht.
Stimmt, wie schon gesagt, 30°C ist nur der offizielle Wert der Hersteller um sich abzusichern. Der inoffizielle Wert beträgt 40°C. Selbst da macht das Insulin noch nicht gleich die Krätsche. Okay es ist dann halt nicht mehr 3 Jahre haltbar, aber wer nimmt schon einen 3 Jahresvorrat mit auf Reisen :lol:
Freewayx hat geschrieben: Es gibt übrigens im WWW Insulinkühltaschen, die genau nach dem Verdunstersystem arbeiten.
Die sind mit einem Geel gefüllt. Die ganze Tasche kommt 10 min. in Wasser und das Geel saugt sich voll, wie auch immer
Stimmt, deswegen gibt es <<hier>> den Test 6 zum Thema ;)
Werde den hier auch noch posten ;)
Pouakai

Re: Insulin & Reisen

Beitrag von Pouakai »

Test 6 - FRIO Cooling Bag
Wie versprochen habe ich mir so eine kleine Kühltasche welche auf dem Verdunstungsprinzip beruht besorgt. Diese Tasche besteht aus einer Innentasche und einer Außentasche. In der Innentasche sind Kristalle eingenäht welche bei Berührung mit Wasser zu einer Art Gel aufquellen. Die Außentasche dient zum Schutz vor der Feuchtigkeit der Innentasche.

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Diese Tasche kann man in Apotheken aber auch Online wie z.B. bei Amazon, Online-Apotheken usw. kaufen. Ein Preisvergleich und das mit einrechnen von Porto & Verpackung ist angezeigt. Es sind zum Teil Preisunterschiede von über 5,- EUR für das gleiche Produkt vorhanden.

Zur Benutzung der Tasche ist folgendes zu beachten. Zuerst muss man darauf achten, dass die Kristalle möglichst gleichmäßig in den Fächern der Innentasche verteilt sind. Dann muss man die Tasche in Wasser untertauchen. Je nach Größe zwischen 8 und 15 Minuten beim Erstgebrauch. Bei Dauergebrauch reichen dann immer ca. 4-5 min. Nach dem Eintauchen in Wasser quellen die Kristalle zu einem Gel auf welches noch biegsam sein sollte. Dann einfach noch 10 min. liegen lassen - das Gel nimmt weiter Wasser der Baumwolltasche auf - die Fächer quellen noch etwas auf. Wenn das Gel starr wird, muss man es so lange trocknen lassen, bis es wieder weich wird. Danach einfach den Insulinpen aus dem Kühlschrank in die Innentasche stecken und die Innentasche in die äußere Schutztasche.

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Wie schon erwähnt, das Teil kühlt das Insulin nach dem Verdunstungsprinzip und darf daher nicht in einen luftdichten Behälter gesteckt werden. Das Tragen in einer Jackentsche, im Handgepäck, Rucksack, Koffer, ist eigentlich problemlos, aber nach 24 Stunden sollte es man trotzdem herausnehmen und neu aktivieren, bzw. an einer anderen Stelle deponieren, da durch die Verdunstung die Umgebung eventuell feucht werden kann.

Ich habe exakt nach der Beschreibung meine Tasche (Größe für einen Pen) die Innentasche 8 Minuten in 16°C kaltes Wasser gelegt, 10 min. quellen lassen und dann den Insulinpen (5,8°C) aus dem Kühlschrank reingesteckt.

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Nach den bekannten 14 Stunden hatte der Insulinpen bei einer Umgebungstemperatur von ca. 24,3°C noch eine Temperatur von 19,7°C

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Aber eines kann man schon vorweg nehmen, funktionieren tut das Prinzip der Verdunstungskühlung. Wie wirkungsvoll die Friotasche in der Praxis bei großer Hitze wirklich ist, muss sie aber diesen Sommer noch unter Beweis stellen. Hoffen wir das es endlich mal dauerhaft warm wird und es auch den einen oder anderen Tag richtig heiß.
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gerd_
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Re: Insulin & Reisen

Beitrag von gerd_ »

Hi
Lasst Euch von irgendjemand der fit im Umgang mit einer Nähmaschine ist so ein Täschchen nähen und füllt es mit dem Innenleben einer ungebrauchten High-tech Babywindel (Vulgo: Pampers). Die Dinger haben so Zeugs drin das unheimliche Mengen an Flüssigkeit aufnehmen kann aber den Kindera.... trocken hält.
Wahlweise funktioniert auch GeoHumus
gerd
Vollkommenheit entsteht offenbar nicht dann, wenn man nichts mehr hinzuzufügen hat, sondern wenn man nichts mehr wegnehmen kann.
Antoine de Saint=Exupéry
Pouakai

Re: AW: Insulin & Reisen

Beitrag von Pouakai »

gerd_ hat geschrieben:..füllt es mit dem Innenleben einer ungebrauchten High-tech Babywindel... ...unheimliche Mengen an Flüssigkeit aufnehmen kann aber den Kindera.... trocken hält.
Wahlweise funktioniert auch GeoHumus
Tststs, da spricht doch wieder der Praktiker und Macher.... :grin:
Pouakai

Re: Insulin & Reisen

Beitrag von Pouakai »

Test 7 - Hitze und Insulin
Nunja, ich glaube heute darf man von einem warmen Tag reden. 34°C bis 36°C im Schatten hier in München. Also, heute Morgen um 05:30 Uhr mal schnell die Thermoskanne mit 15,7°C kaltem Wasser gefüllt und dann raus damit auf den Balkon.
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Dort durfte sie dann den ganzen Tag in der Sonne stehen und es hatte dann heute Abend um 18:30 Uhr immerhin noch 43,3°C in der Sonne.
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Nach 13 Stunden Sonnenbad hatte das Wasser in der Thermosflasche und das Insulin eine Temperatur von 22,2°C. Es fand also ein Erwärmung von 6,5°C in 13 Stunden statt.
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Das reicht, also für mich ist dies die Option Nummer 1 wenn ich nächstes Jahr das Red Center in Australien durchquere.

Nebenher habe ich auch das FRIO Cooling Bag getestet. Bei einer Temperatur des Insulins von 23,1°C um 05:30 Uhr heute Morgen, habe ich den Insulinpen in die Tasche gesteckt.
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Heute Abend um 18:30 Uhr hatte sich die Temperatur nicht groß geändert. Es hatte immer noch 23,2°C. Das Insulin habe ich den ganzen Tag mit mir mitgeführt, lag aber nie in der direkten Sonne. Allerdings hatte ich im Büro trotzdem über 30°C und somit kann man sagen, der FRIO Cooling Bag funktioniert und hält das Insulin in einen akzeptablen Temperaturbereich. Auch bei den Messungen Tagsüber waren keine Schwankungen von mehr als +/- 1°C vorhanden. Das Verdunstungsprinzip mit dem Gel arbeitet einwandfrei und ich werde Morgen versuchen die Werte zu verifizieren.
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Auf jedenfall wird mich das FRIO Cooling Bag am kommenden Wochenende beim Motorradtreffen im Harz begleiten. Mal schauen wie unauffällig sich das Teil beim Motorrad fahren am Körper verhält. (wegen der Feuchtigkeit beim Verdunsten). Ich werde hier wieder darüber berichten.
Pouakai

Re: Insulin & Reisen

Beitrag von Pouakai »

So, jetzt möchte ich das Thema Insulinkühlung auf Reisen mit Motorrad, Fahrrad oder wie auch immer unter extremen klimatischen Bedingungen (großer Hitze) zum Abschluss bringen.
Also man kann ja, glaube ich, mit gutem Gewissen behaupten, dass in den letzten Wochen sehr heiße Temperaturen geherrscht haben. Ich bin zum Teil bei über 40°C (laut Temperaturanzeige Motorrad) in der Sonne Motorrad gefahren. Dabei hatte ich immer einen Insulinpen in der FRIO-Kühltasche und einen in einer mit kaltem Wasser gefüllten Thermoskanne. Den Insulinpen in der FRIO-Kühltasche trug ich dabei immer in der Innentasche meiner Motorradjacke und die Thermoskanne mal im Topcase, mal im Seitenkoffer und auch mal im Seitenkoffer direkt an der Seitenwand zum Auspuff. Meine Touren gingen in der Regel so ca. 8-10 Stunden. Wenn ich während der Tour oder am Abend die Temperaturen gemessen habe, überschritten diese niemals die 25°C. Meistens lagen sie um die 23-24°C.
Die FRIO-Kühltasche, welche auf dem Verdunstungsprinzip basiert, hat immer einwandfrei funktioniert. Die Feuchtigkeit welche die Tasche kontinuierlich durch die Verdunstung abgibt war nicht störend. Ganz am Anfang merkt man eventuell, dass an der Stelle wo die Kühltasche mitgeführt wird, die Kleidung leicht feucht wird. Dies gibt sich sehr schnell, da bei diesen hohen Temperaturen der Körper relativ schnell zu schwitzen anfängt und dadurch die körpereigene Nässe diese Feuchtigkeit schnell übertrifft. Man sollte sich lieber Gedanken machen ob man genug zum trinken dabei hat. Auch musste ich unter der Fahrt niemals die FRIO-Kühltasche nachwässern.

Fazit:
Ich habe für mich die ideale Lösung gefunden. Der Insulinvorrat wird in einer Thermoskanne mit kaltem Wasser transportiert und die aktiv benutzen Insulinpens landen in der FRIO-Kühltasche. Für mich wird das durchqueren des Outbacks/Zentralaustraliens mit dem Motorrad zumindest in diesem Fall eine entspannte und sorgenfrei Tour.
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Dragon
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Re: Insulin & Reisen

Beitrag von Dragon »

Danke für die genaue Info und Beschreibung 8-)

hoffe, dass ich kein Insulin brauche :|
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