Ölen für Motor

Alles zur Technik der 1200er Boxermodelle.
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gnegraes
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Ölen für Motor

Beitrag von gnegraes »

Hallo an Alle,

Ich bin neu hier, lebe in Brasilien und besitze einen 2008 R1200GS, heute mit 46 Tkm.
Die Bedienungsanleitung von BMW besagt, dass ... die Verwendung von synthetischem Öl in den ersten 10Tkm nicht empfohlen wird ......

1) Warum empfehlen sie es nicht?
2) Kann nach dieser anfänglichen Motorperiode synthetisches Öl verwendet werden?
3) Hier in Brasilien wechselte BMW Mortorrad seinen Öllieferanten, es war Castrol und heute ist es Shell. Welches Öl wird in Deutschland im offiziellen BMW Service geliefert? Entweder synthetischen oder teilsynthetischen Öl ?

Offizielle BMW-Händler in Brasilien stellen keine technischen Informationen zur Verfügung. Sie versuchen, die Informationen so weit wie möglich auszublenden, um die Eigentümer zur Nutzung des offiziellen Netzwerks zu verpflichten.
Ich greife beispielsweise auf der deutschen Website auf das ETK zu, hier ist der Zugriff auf der brasilianischen Website gesperrt.

Vielen Dank für Ihre Hilfe.

Viele Grüsse aus Brasilien

Guilherme
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gerd_
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Re: Ölen für Motor

Beitrag von gerd_ »

Hi
Die Empfehlung kein Synth zu verwenden dürfte in erster Linie vom Hörensagen kommen. "Haben wir schon immer so gemacht, das ist so".
Ich will nicht behaupten, dass es das gleiche Phänomen ist wie beim Spinat. Hier hiess es ein halbes Jahrhundert "Spinat hat unheimlich viel Eisen". Dann kam einer auf die Idee diese Behauptung zu prüfen und stellte fest, dass sich der auf den diese Aussage zurückzuführen ist, schlicht und einfach in der Kommastelle vertan hat!
Bei alten Fertigungsmethoden hat man auch "Einlauföle" bei den ersten 100 km verwendet. Das waren im Grunde genommen ziemlich mistige Produkte die den Verschleiss förderten. Hintergrund waren die fertigungsbedingten Oberflächenrauigkeiten die dadurch "verschliffen" und aneinander angepasst werden sollten (und auch wurden).

Die heutige Fertigung lacht darüber weil man derzeit ziemlich mühelos Oberflächen "schafft" die so glatt sind, dass Öl gar nicht richtig haftet und man inzwischen manche Teile bewusst rauer produziert als man könnte.
Synth schmiert -zumindest theoretisch- besser als Mineralöl und so dauert es eben länger bis sich Teile aneinander angepasst haben und in dieser Zeit gelangt mehr vom Synth durch den "Spalt" als vom Mineralischen.
Für die älteren Motoren ist Mineralöl vollkommen ausreichend, bei den mit "Flüssigkupplung" ist angeraten genau das zu verwenden was BMW vorschreibt. Zumindest bis sie das Kupplungs-/Ölproblem beherrschen.

Stellt man ältere Dichtungen(!) auf Synth um, kann es sein, dass da massenweise Öl austritt. Praktisch ist es 1 Esslöffel auf 5 Tkm, also grad' soviel dass es nach "Masse" aussieht.
Im Normalbetrieb ist ein 5W"x" Öl sinnlos weil kaum ein Mopped bei minus 25°C betrieben wird. Interessanter ist ein "x"W50 bei den Luftkühlern.
Das Synth "x"W60 verliert seine Eigenschaften ziemlich schnell und ist dann auch nur ein "50". Also verwende ich (im Luftkühler) 30W50 Mineral.
gerd
Vollkommenheit entsteht offenbar nicht dann, wenn man nichts mehr hinzuzufügen hat, sondern wenn man nichts mehr wegnehmen kann.
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gnegraes
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Re: Ölen für Motor

Beitrag von gnegraes »

Hallo Gerd,

Vielen Dank für deine Anmerkungen, sehr klar für mich. Ich bin Maschinenbauingenieur und an den Wochenenden Schrauber, immer mit Schmierfett unter den Fingernägeln ... Mein erstes Motorrad war 1970 ein 50ccm Honda, mit dem meine Leidenschaft für Motoren und Maschienn begann. Es gibt fast 50 Jahre....

Ich persönlich verwende das halbsynthetische Motul 15W50-Öl und bisher keine Beanstandungen.

Noch zum Thema Öle: das elektronische Reparatur-Service-Daten Handbuch (RSD) von BMW besagt, dass aufgrund der Beschichtung einiger Innenteile kein Molybdän-Additiv in Motoröl verwendet werden darf. Welche inneren Teile wären von Molybdändisulfit betroffen? Hast du mehr Informationen dazu?

Ich habe Molykote immer verwendet, sowohl am Motor als auch an den Getrieben. Aufgrund dieser Ausrichtung von BMW verwende ich Molybdän nur im Getriebe und auch im Winkelgetriebe.
Bis vor einigen Jahren, verließen alle hier in Brasilien hergestellten VW-Motoren das Werk mit Molykote, gemischt mit Motorenöl, um die anfänglichen Verschleiss zu erleichtern. Hier in Brasilien sagen man "die Motoren weich machen"...

Guilherme
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gerd_
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Re: Ölen für Motor

Beitrag von gerd_ »

Hi
Offen gestanden habe ich keine Ahnung weshalb kein Molykote verwendet werden soll. Da kann ich nur vermuten, dass eventuell einige Dichtungen das Zeug nicht "mögen" oder die gefahr besteht, dass sich Partikel in feinen Kanälen ablagern. Ab der LC wird die Auskunft einfacher: Die im Öl laufende Kupplung mag es nicht.
Molykote zum Einlaufen? Das hab' ich noch nicht gehört. Moly. mindert Reibung und der Einlaufprozess wird verlängert.
Könnte es damit zu tun haben, dass in Brasilien der Alkoholanteil im Treibstoff höher ist?
Dass man mit Molykote die "Bearbeitungsspuren" nicht glättet sondern "zuschmiert" kann ich mir nicht vorstellen.
gerd
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gnegraes
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Re: Ölen für Motor

Beitrag von gnegraes »

Hallo Gerd,

Ich kann verstehen, dass für die Kupplung wie in LC in Öl getaucht ein Problem ist. In meinem Fall ist die Kupplung jedoch trocken und die BMW-Informationen sind klar: Verwenden Sie keine Zusätze mit Molybdän wie Molykote und andere.
Diese Informationen findest du im Reparatur-Service-Daten Handbuch (RSD):
- Kapitel 11 Engine aufklicken
- Servicedaten aufklicken,
- Viskositätsklasse aufklicken

Spezifikation
SAE 15W-50, API SJ / JASO MA2, Additiv (z. B. auf Molybdän-Basis), sind nicht zulässig, da beschichtete Motorbauteile angegriffen werden, BMW Motorrad empfiehlt BMW Motorrad ADVANTEC PRO Öl

https://1drv.ms/b/s!AtiZ5VhZnVBGhfJrTiC7L5bOcSee5Q

Die Verwendung von Molykote im Öl der neuen VW-Motoren stammt von der Inbetriebnahme des Werks im Jahr 1959. Sie haben den Einsatz vor etwa zehn Jahren aufgegeben.

Grüsse, Guilherme
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gnegraes
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Re: Ölen für Motor

Beitrag von gnegraes »

Hallo Gerd,

Ich hatte bestellt und letzte Woche erhielt ich das Buch "BMW GS Die Erfolgsstory der Offroad-Legende" von Phil West.
Ich glaube, ich habe die Antwort in dem Buch gefunden, warum Molykote mit innenbeschichteten Teilen des Motors reagieren kann.

Eine der Änderungen, die BMW 1980 im ersten Modell der R 80 G / S eingeführt hatte, war der Ersatz der bisherigen Laufbüchsen aus Stahlguss durch Galnikal - beschichtete Zylinderlaufbahnen aus Alu.

„…. Bei diesem Beschichtungsprozess werden auf eine Nickelschicht Siliziumkarbidpartikel aufgebracht - änhlich wie beim Nikasil-Verfahren, das z. B. bei Zweitakt-motoren sehr häufig eingesetzt wird.
Die drei wesentlichen Vorteile dieser Technologie sind: eine Gewichteinsparung von 4,5kgf (durch den Wegfall der Stahllaufbüchsen), ein verbessert Wärmeübergang durch hörere Wärmeleitfähigkeit und die Möglichkeit , das Kolbenlaufspiel zu verkleinern, was wiederum die Geräuschentwiklung, den Ölverbrauch und den Verschleiss verringert – die vielleicht wichtigste Eigenschaft. Ein Nachteil ist jedoch, dass die Zylinder im Reparaturfall nicht einfach aufgebohrt werden können, wie das bei Zylinderlaufbüchsen aus Stahlguss möglich wäre…..‘

Auf dieser amerikanischen Website finden Sie technische Details zu diesem System, das auch von Mahle und Kolben Schmidt verwendet wird:

http://bmwmotorcycletech.info/cylinders.htm
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