Das kleine und das große Kamel in Marokko

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AmperTiger
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Das kleine und das große Kamel in Marokko

Beitrag von AmperTiger »

lange im Kopf und dann schnell entschlossen war unser gut 3 wöchiger Marokkourlaub.
Hier soll davon berichtet werden.
Wir sind mit Auto und Anhänger nach Genua, haben dort die Mopeds abgeladen und das Auto im Agrotourismo zurückgelassen. Morgens um halb zehn ging es im lockeren Swing 20km bis zur Fähre, wo sich die Mopedfahrer wie immer ganz vorne einreihten..
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um nicht den Fährenfraß genießen zu müssen, bin ich dann (war ja noch locker Zeit bis zum Einchecken) zum nahen Coop gelaufen und hab Brot, Bier, Wurst und diverse andere Sachen besorgt. Da vieele andere die gleiche Idee hatten, dauerte es um einiges länger und als ich mit Tüten bepackt zurückkam, waren alle Motorräder und auch ein gutes Drittel der Autos schon auf der Fähre :o :o nun aber hurtig....
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nun begannen 2 lange (weilige) Tage auf der Fähre, die wir aber nutzten uns intensiv mit den Einreiseformalitäten nach Marokko auseinanderzusetzen. Fazit: alles halb so wild, manche Schilderungen sind total überzogen, man braucht bischen Geduld und nen Kugelschreiber. Ein kleiner Zettel für die Polizei mit dem Namen, Ausweisnummer, dem Woher und Wohin. Dann ein kleiner DinA5 Dreifachdurchschreibesatz grün/gelb/weiß für das Fzg mit dem o.g. Daten plus Fzg Daten.
Damit stellt man sich auf dem Schiff ne gute Std in je eine Schlange, läßt sich beide Zettel 17,3 mal stempeln und das wars auch schon mit dem Papierkram.

der erste Blick auf Marokko nach fast 48 Std.
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und kurz drauf im Laderaum, ca 25 Mopedfahrer aus 7 Nationen machen sich reisefertig
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die Einreise selbst ist im modernen Hafen TangerMed überhaupt kein Geheimnis, Marokooersttäter müssen zu einem Polizeiposten, der den Ausweis scannt, nach dem Woher/Wohin fragt und schon ist man fertig, nun noch zum Zoll, hier das gleiche, kurzer Blick aufs Fzg, 13 neue Stempel und schon ist man eingereist, Zeitaufwand unter einer dreiviertel Std.
nun noch kurz zu Assurance (die HUK versichert Marokko nicht mehr) und 90€ später ist man im Besitz einer 4wöchigen Versicherung, Geld getauscht und ab dafür.

TangerMed nach 10 Min Fahrt.
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wir fahren Richtung Ceuta, der einen spanischen Enklave und von dort an der Küste entlang. Im Nachhinein hätte man sich das sparen können, die Küste ist total zugebaut, man fährt von ClubMed zu ClubMed und das geht dann bis Tetouan so. Heute würde ich in TangerMed auf die Autobahn und bis Tetouan durchfahren.
Wir haben uns noch schnell verpflegt, umgerechnet 3,50€ für ein kleines Huhn mit viel frischem Brot. kann man nicht meckern.
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wir fahren die Küste nach Oued Laou und finden dort mit Hilfe eines aufdringlichen Guide eine Bleibe. Eine ganze, relativ neue Whg für 300DH. Der Guide versucht noch verzeifelt mir "good Maroccain product to smoke" anzudrehen, aber mir wäre ein Bier lieber.
Oued Laou ist ein kleines Nest landschaftlich schön gelegen, aber ohne Highlights.
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Oued Laou wurde gewählt, weil sich von dort aus eine kleine Straße durch die Berge qäult
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direkt nach Chefchouen, dem ersten angepeilten Highlight der Tour

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dort am Place Mohamed V geparkt und die Wandgemälde bewundert. weiß und blau ist Chefchouen ganz nah dran an Bayern, farbtechnisch gesehen
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gemütliches Sitzen in Cafes während der Tageshitze
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was uns am Vortag schon aufgefallen war, an jeder zweiten Eingangstür parkte ein Schaf.
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das hatte natürlich einen Grund, der höchste islamische Feiertag stand an und so blieb es nicht aus, dass sich bald Haustüren öffnete, Blut lief die Treppe runter, im Innenhof die Familie beim Zerlegen des zuvor geschächteten Schafes.

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die Häute dürfen nicht verkauft werden, weil rituell geschlachtet, sie werden vor der Tür abgelegt, wo sie dann von Fellhändlern eingesammelt werden, die sind jedoch extrem fotoscheu, wie ich nach dieser Aufnahme feststellen mußte.
Unter großem Geschrei mußte ich die Kamera wegpacken, das Foto war aber schon im Sack ;)

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daran hatten wir bei der Parkplatzwahl nicht gedacht, das Blut sammelt sich im Rinnstein.....

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auf Wiedersehen Chefchouen

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Nun sollte es trotz Warnung quer durch das Rif-Gebirge nach Ketama gehen. Tolle Straßen durch die Berge

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die aufdringlichen Haschverkäufer, die alle paar KM am Straßenrand stehen (oder einem im Auto folgen) und zum sofortigen Stehenbleiben aufforden, kann man getrost ignorieren 8-)

führten uns in die Hochburg der weltweiten Haschproduktion. Ketama. Man darf jetzt hier keine saubere Kleinstadt erwarten :lol:

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die Bilder hab ich alle frühmorgens geschossen, da alle Einwohner an einer ausgeprägte Allergie gegen Fotoapparate leiden..... :twisted:
Als wir in Ketama wegen Spritmangel einlaufen, lernen wir an der Tankstelle einen netten Mittvierziger in einem alten 190er Benz kennen, wir wollen ihn, aus nachvollziehbaren Gründen, an dieser Stelle "Waldo" nennen. Waldo zeigt uns die Tankstelle die noch Benzin führt und lädt uns nach kurzem Plausch ins örtliche Cafe auf einen Tee ein.

Ich weiß nicht, wer das Gerücht aufbrachte, dass es sich bei dem Maroccain Whiskey um Minztee handelt, das ist er nicht. Es ist extrem starker grüner Tee, der mit nem Büschel Minze serviert wird.

Waldo stellt uns einigen örtlichen "Größen" vor, man ist beeindruckt vom Besuch aus Allemagne und ich schüttel die 35 schmutzigsten Hände meines Lebens. Alle sind sehr freundlich und mega entspannt ;) wünschen uns unisono "willkommen in Marokko"
Während wir mit Waldo auf deutschenglisch plaudern und ich zwei Glas Tee trinke schafft Waldo 2 wirklich gut gebaute Joints und seine Tischnachbarn, unsere neuen Bekannten, auch.
Auf den Feiertag und das Fest angesprochen erklärt uns Waldo, dass wir in dem Kaff eh nichts zu essen bekommen und da es bald dunkel ist, bleiben wir in einem unglaublich üblen Zimmer über dem Cafe. Waldo lädt uns zu sich nach Hause zum essen ein, allerdings werden wir keinen Hammel bekommen, da rituell geschlachtete Tiere nur von Muslimen gegessen werden dürfen. Auch kein Drama.
Waldo sagt er wohnt nur 3,5km außerhalb,die Straße runter und wir steigen in seinen Benz. Auf einmal sagt er, er wartet noch auf "Familie" und schon steigt hinten, neben meiner Frau ein junger Kerl mit stierem Blick und Joint in der Hand hinten ein. Ich bekomme von Waldo eine Unterweisung im Unterschied zwischen türkischer, marokkanischer und islamischer Musik. Klingt für mich alles gleich, ein Kerl mit Reizhusten brüllt aggressiv ins Mikro als gelte es den heiligen Krieg zu fechten.
die Straße ist zuende, Waldo sagt, jetzt noch kurz über einen Feldweg zum schönen Rif-Geberche,dass er uns zeigen will und zu seinem Haus. Wir sind gesprächstechnisch bei der Politik angekommen und ich bin wirklich nicht beunruhigt als es nun im Halbdunkel fast 20 min über eine üble Holperpiste durch den Wald geht. Ein Blick über die Schulter ins Gesicht meiner Frau zeigt die nackte Angst ums Überleben. Irgenwo im Rif, mit zwei völlig zugekifften wilden Kerlen auf einem namenlosen Trampelpfad.

Waldo zeigt uns kurz sein Haus (größer und schöner als meins, sein Flachbild ist doppelt so groß, wie meiner ;) ) und schon sitzen wir wieder im Auto. zu seinem Schwiegervater ins Dorf, dort hat seine Frau gekocht. Ich glaube mittlerweile nicht mehr, dass wir zu essen bekommen und nasche an der Prinzenrolle, die im Auto liegt, ein vertrauter Geschmack.
wir kommen an ein großes Bauernhaus mit Innenhof, das mitten im Dorf steht. Das Dorf hat keinen Namen und überall stehen meterhohe Büschel zum trocknen, Waldo zwinkert "Landwirtschaft". es sind hunderte Bündel zwischen und an den Häusern. Wir betreten den Hof des Schwiegervaters, es ist mittlerweile dunkel, hier lagern in der Scheune und im Innenhof mehrere hundert oberschenkeldicke Bündel "kif", wie die Blätter der weiblichen Hanfpflanze genannt wird. das was hier lagert, dürfte der Jahresvorrat an Dope für eine deutsche Kleinstadt sein......für Waldo ganz normal, Kif ist Medizin. Nur bitte Fotos solle ich nicht machen......klar, bin ja nicht lebensmüde.

Wir werden einem freundlichen älteren Herren vorgestellt, der in Landeskluft einen sehr einfachen Eindruck hinterläßt. In gutem Englisch fragt er mich, ob wir uns auf Englisch, Französisch oder Spanisch unterhalten wollen, denn arabisch würde ich ja wohl nicht können. Recht hat der Mann, so kann man sich täuschen.
Wir lernen in der Folge noch Waldos Frau, seinen Sohn, seinen Schwager und dessen Brüder kennen, denen allein im Dunkeln begegnet bekäme ich auch vollgekifft noch Angst.
Alle sind sehr freundlich, wir bekommen die unglaubliche Gastfreundschaft zu spüren, für uns werden Spieße gegrillt mit Rindfleisch und wir müssen, Brot, Oliven, einfach alles essen, was deren Küche hergibt. Daneben wird locker geplaudert.
Im Anschluß bringt uns Waldo zurück in das Kaff Ketama, wo wir noch einen Tee genießen, er mit Joint wir ohne. Als er feststellt, dass ihm der Stoff ausgegangen ist, geht er ins Lokal, wo ca 80 Mann lautstark ein Fußballspiel verfolgen, ruft quer durch den Raum nach irgendeinem Ahmed und gibt diesem auf, in mit Haschisch zu versorgen. Dann geht er nach draußen und setzt sich. 2 Min. später bringt Ahmed das Hasch und Waldo dreht sich eine schöne dicke Tüte.
Unser Angebot ihn für das leckere Essen zu entschädigen lehnt Waldo ab, selbstverständlich sind wir zum Tee und allem eingeladen, er wünscht uns für morgen eine gute Fahrt und einen schönen Urlaub in Marokko. Dann wackelt sein 190er von dannen. Netter Typ, dieser Waldo. sehr entspannt.
hier ein Handybild von Waldo auf dem Dach seines Hauses, mehr als von hinten fotografieren war nicht drin :lol:

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Teil 2 folgt
Man kann die Realität ignorieren. Nicht ignorieren kann man die Konsequenzen, die das hat.
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cat61
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Re: Das kleine und das große Kamel in Marokko

Beitrag von cat61 »

Du machst Dir ja Arbeit, und auch hier Danke fürs Mitnehmen, ich bin gespannt wie es weitergeht... :)
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elch
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Re: Das kleine und das große Kamel in Marokko

Beitrag von elch »

Super schön geschrieben - und mutig wart Ihr auch :o :shock:
Ich freue mich schon auf den nächsten Teil :D
Gruß vom elch
_____________

Es gibt alte Piloten und es gibt kühne Piloten, aber es gibt keine alten, kühnen Piloten.
(André Kostolany)
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Mike463
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Re: Das kleine und das große Kamel in Marokko

Beitrag von Mike463 »

Hey Tiger,

freue mich auch auf den weiteren Bericht 8-) Angie hatte uns als wir in den Seealpen waren schon davon berichtet das da was kommt... ;)

G/ ruß,
Mike !!!
Du bist nicht mehr da, wo Du warst, aber überall in unseren Gedanken dabei (Angie 29.12.2017)
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AmperTiger
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Re: Das kleine und das große Kamel in Marokko

Beitrag von AmperTiger »

ja, das mit dem mutig relativiert sich, ich hatte keine Minute ein mulmiges Gefühl, meine Frau hingegen richtig Angst. Wenn man das Haus von Waldo gesehen hat, auf die paar Reisekröten eines Ampertiger ist der sicher nicht angewiesen. Auch muß man dazu sagen, dass die Jungs extrem Wert darauf legen in Ruhe ihr Kif anbauen zu können. Das klappt nicht, wenn sie Touris überfallen und die danach bei der Polizei einen riesen Aufstand machen. eine pragmatische Einstellung.

weiter gehts mit Teil 2

nach Ketama gehts direkt Richtung Süden, wo eine atemberaubend kurvige Straße uns über 1001 Kurve im milchigen Sonnenlicht Richtung Taounate führt, ab da wird die STraße breiter und nicht mehr zu kurvig. Unterwegs sehen wir wilde Berberaffen, die im Rudel über die Straße rennen, zu schnell für ein Foto.

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in Taounate kurzer Cafe au lait und Leute beobachten

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und weiter gehts über Land Richtung Fes, eine der 5 Königsstädte (leitet sich schlicht daraus ab, dass der jeweilige König eine Stadt zum regieren wählt und die darf sich danach Königsstadt nennen)
Durch Olivenanbau
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uralte Wasserräder (zumindest sah es so aus)

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Am Ortseingang Fes ließen wir uns absichtlich von einem "Guide" genannten Schlepper ansprechen und zu einem Riad innerhalb der Medina führen. Man kann solche Leute nutzen (die wollen auch alle was dafür) muß aber nicht, das verlangt aber hartnäckig (auch mal unfreundliches) abwimmeln.

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und ergatterten mit Handeln (von 750 DH auf 600DH) eine tolle Suite mit eigenem Bad.

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Fes ist erst seit 1924 offiziell für Ungläubige straflos besuchbar, vorher war es für Ausländer gesperrt, was den größten Reisenden aller Zeiten, Burton Holmes nicht daran hinderte bereits 1894 Fes verkleidet, zusammen mit einem Führer zu besuchen und die Menschen zu fotografieren. Bei der Abreise wurde er dafür verfolgt und beschossen. -> http://de.wikipedia.org/wiki/Burton_Holmes" onclick="window.open(this.href);return false;

Zu Fes und der dortigen Medina gibt es viel zu lesen und tausend Ratschläge. Die Medina hätte 9000 meist namenlose Gassen, die Medina sei für Ausländer allein, ohne Führer, nicht besuchbar, die Ledergerberei sei ein absolutes Muß usw.
Hier von mir einige Anmerkungen dazu: Alles Quatsch! die Medina hat höchstens ein paar hundert Gassen. die alte Medina ist zum größten Teil eine reine Touriveranstaltung mit Süßigkeiten, Adidasshops, Sonnenbrillenständen und extrem aufdringlichen "good price" Schmeißfliegen. dazwischen findet man auch immer wieder schöne Läden mit Gewürzen, Ölen, Lebensmitteln, Friseuren, Bäcker usw.
Mein Tip dazu: nehmt euch Zeit, geht allein in die Medina, laßt euch treiben, mal links mal rechts rum und um Himmels willen, nehmt euch ja keinen Führer, auch keinen offiziellen (wir hatten so einen). Auch die lizensierten, mit Ausweis bestückten führen euch trotz mehrfacher gegenteiliger Aussage durch die teuersten, Souvenirshops (angebl. Herstellungsbetriebe) laden euch bei gewievten Händlern ab, die euch extrem überteuertes Zeug andrehen. Wir haben unseren Führer nach der Hälfte der Zeit entlassen und weggeschickt, weil wir nicht noch einen Teppichladen, Silberschmuckladen usw besuchen wollten.
Alles was es in der Medina zu kaufen gibt, Schals, Lederwaren, Silberschmuck, Teppiche, Arganöl usw gibts woanders in Marokko viel, viel viel billiger in der gleichen Qualität (die im übrigen sehr überschaubar ist) Ledersachen sind minderwertigst gefertigt, total überteuert (ich habe einen Ledergürtel gekauft, weil zuhause vergessen und beim handeln den Preis um die Hälfte gedrückt und selbst das ist viel zu teuer, den Gürtel hab ich am Ende der Reise kaputt entsorgt)

geht in die Medina, es ist faszinierend, aber laßt euch vorher Adresse und Namen eures Hotels in arabisch auf einen Zettel schreiben. Das ist die Versicherung, dass euch jeder Taxifahrer (außerhalb der Medina) oder jeder 13jährige für max 20 DH wieder zum Hotel bringt, solltet ihr euch verlaufen.
nach 2 Tagen in der Medina trau ich mir heute zu, dort reinzulaufen, mich 3 std in alle Richtungen treiben zu lassen und innerhalb einer Std finde ich wieder zum Hotel (oder zum Taxistand :lol: ) alles kein Hexenwerk. Diese Gerüchte werden aufrecht erhalten, um die Führer zu rechtfertigen.

Nun ein paar Bilder dazu und anschließend ein Tip:

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hier wird den eingesalzten Fellen, die Behaarung abgezogen (er war vom Foto nicht begeistert und hat lautstark lamentiert, wurde aber vom Führer zurecht gewiesen, seine Aussage "sie dürfen alles in Marokko fotografieren" )

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die Gerberei, man bekommt ein Büschel Minze für UnterdieNasehalten, es stinkt erbrämlich (der Sud wird aus Ammoniak und Taubenkot angerührt)

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weiter durch die Medina, die zum Sonnenschutz oft eine Abdeckung der Gassen erhalten hat. ganz alter Teil, Abdeckung aus Bambus, neuerer Teil Holz

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Transportmittel in den Gassen sind oft noch Eselkarren, wenn von hinten ein "Belleck" ertönt schnellstens zu Seite gehen.

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wer nur einen Nachmittag Zeit hat, den Teil der Medina sehen möchte, in dem die Einwohner von Fes ihren täglichen Bedarf decken, läßt sich mit dem Petit Taxi zum "Blue Gate" blauen Tor fahren.

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Direkt dahinter beginnt an der Stadtmauer der Teil, den ich am schönsten und faszinierensten fand, Preise weit unter der Hälfte dessen, was in der Tourimedina verlangt wird und kaum Touris.

hier gibt es Cafes und Süßigkeiten handgemacht :P

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hier gibt es ein überbordendes Warenangebot

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und Bilder, wie aus 1001 Nacht

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wo die Hühner brav auf den Warenbestand kacken und auf "kopfab" warten, sobald sich ein Käufer gefunden hat, frischer gehts nicht.

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in Fes hatte ich die Motorräder entgegen ausdrücklichem Rat des Schleppers direkt vor dem Riad geparkt, die Garage war gut 500 m weit weg, selber kaum zu finden und der "Besitzer" öffnete nach Lust und Laune und alles sollte kosten, Transport zur Garage, Unterstellen, Rücktransport. Ich hab mir das Geld und die Nerven gespart. Abends saßen mal ein paar Jungs auf meinem Moped mit denen hab ich mich noch unterhalten. alles kein Drama. kommt nix weg oder so

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gerd_
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Re: Das kleine und das große Kamel in Marokko

Beitrag von gerd_ »

Hi
Wenn der Sonnenschutz aus Bambus ist, ist er sehr neu. In Marokko gibt es meines Wissens keinen einheimischen Bambus. Die ganz alten Sachen sind aus Schilf oder Palmstroh.
Das Lustige am Kif-Anbau: Es steht unter drakonischen Strafen! Folglich wird nirgendwo in Marokko Kif angebaut. Jeder weiss wo "nirgendwo" ist, aber keiner sieht es.
Wenn es blöd geht verkauft Dir irgendwer das Zeug und hinter der nächsten Kurve stehen die Bu . ., äh die Schandis und nehmen es Dir wieder ab. Wahlweise ist das dann der Schwager des Händlers nur in Uniform, oder der Schwager des Händlers ist in Uniform und tatsächlich von der Exekutive (aber sch... bezahlt). Manchmal ist es eine seriöse Kontrolle. Alle wollen das Dope und zusätzliche Kohle. Folglich: Vorsicht!
gerd
Vollkommenheit entsteht offenbar nicht dann, wenn man nichts mehr hinzuzufügen hat, sondern wenn man nichts mehr wegnehmen kann.
Antoine de Saint=Exupéry
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AmperTiger
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Re: Das kleine und das große Kamel in Marokko

Beitrag von AmperTiger »

Das Dilemma der Regierung ist, dass sie den Bauern, die vom Kif leben, keine Alternativen anbieten kann, wie die ihren Lebensunterhalt verdienen. Verboten ist die jahrhundertealte Tradition den Haschrauchens deswegen, weil die westl. Welt Druck auf Marokko ausübt, den Anbau zu unterbinden.
Wir fuhren in Marokko auf 3800km durch sicher 30 Polizeikontrollen, allerdings nicht im Rif, da existiert die praktisch nicht. Der König hat vor ein paar Jahren die Anweisung rausgegeben, dass Touris nicht zu kontrollieren sind (außer bei echtem Verdacht) wir wurden stets durchgewunken und die paarmal, die ich einen Polizisten nach dem Weg gefragt habe oder sonst. waren die ausnahmslos freundlich und hilfsbereit.
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Sascha
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Re: Das kleine und das große Kamel in Marokko

Beitrag von Sascha »

Schöner Bericht Tiger! War gerade knapp 10min. in Maroc! Herrlich! Danke! :)
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Angie
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Re: Das kleine und das große Kamel in Marokko

Beitrag von Angie »

Genau, super Bilder und toller Bericht!!! Auch ich warte auf mehr ;)
Grüßlies Angie
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AmperTiger
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Re: Das kleine und das große Kamel in Marokko

Beitrag von AmperTiger »

Von Fes starteten wir dann Richtung Süden, über Ifrane an die Quelle des l'Oum -er-Rbia.

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an der Quelle war so ein Auflauf von Führern, Parkplatzanweisern, Souvenierverkäufern, dass wir uns entschlossen bis zum Ende des Parkplatzes zu fahren, um in Ruhe halten zu können.

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sofort umringten uns drei Kinder, die von uns mit Süßigkeiten und Luftballons versorgt wurden, was sie bis auf eines mit enttäuschten Gesichtern kommentierten, ob wir denn keine Stylos (Stifte) oder Trikots (bevorzugt Real Madrid oder FCB) hätten. nachdem wir verneinten, forderten sie Dirhams und wir schickten sie weg. bis auf den einen, der sich mit leuchtenden Augen den Luftballon aufblasen ließ und mit diesem nach Hause lief. minuten später kam er angerannt, den Luftballon an einer Schnur hinter sich herziehend und strahlte uns über das ganze Gesicht an, wir waren versöhnt.

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Weiter gings Richtung Khenifra und von dort sollt es Richtung Osten auf einer kleinen Straße zur N13 rübergehn. Trotz Karte, Navi hab ich wohl die richtige Straße verpaßt und wir zuckelten 3 Std über ein Hochplateau, teils mit puderzuckerfeinem Straßenstaub, der es teils schwierig machte.

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wo gehts lang?

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schließlich ging dann auch noch dem kleinen Kamel der Sprit aus, wie gut, dass wir einen Kanister dabei hatten. 140km Reichweite ist doch nicht die Welt.

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schließlich mußten wir eine Std die Nationalstraße im stockdunkeln entlang fahren, bis wir in Midelt landeten.

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Von dort sollte es am nächsten Tag am Cirque de Jaffar vorbei Richtung Imilchil gehen. Leichter gesagt, wenn es immer weniger Straße und immer mehr Erdrutsche gibt.

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dann durchs Bachbett

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weiter gings auf Staub

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in Imilchil angekommen konnte uns keines der Etablisements überzeugen ;) und so landeten wir bei Said im Jardin. Eine fette Empfehlung für die Gegend, nagelneu, 200DH (17€) pro Person und das inkl Abenessen, das man nicht derfressen konnte. saulecker wars obendrein.

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Leider gabs in Imilchil keinen Sprit (war aus und keiner wußte, wann der nächste kommt) und wir hatten schon den Kanister ins kleine Kamel geschüttet. hm, was tun? einfach fahren und zwar durch die Todraschlucht Richtung Tinghir. Mittendrin war dann auch der Sprit alle und ich mußte allein nach Tinghir und welchen holen. so hatte ich das Vergnügen die Schlucht an dem Tag zweimal zu durchfahren. Landschaftlich war die Anfahrt schon ein echtes Highlight. braucht den Vergleich mit den USA nicht scheuen

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Tinghir selbst ist ne Großstadt, ok, interessant sind die alten Lehmhäuser die es am Rand der Todra zu sehen gibt, heute meist verlassen.

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cat61
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Re: Das kleine und das große Kamel in Marokko

Beitrag von cat61 »

Super Markus, Danke für diese Kapitel... :)
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Schneckle
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Re: Das kleine und das große Kamel in Marokko

Beitrag von Schneckle »

@Tiger und sin Fru :D
Was für eine tolle Reise, was für ein kurzweiliger Bericht und was für schöne Bilder!
Vorhin entdeckt, nach einem WE voller Arbeit, nun auch noch der Fernseher defekt,
doch dann kam die Rettung in Form von Eurem Bericht.
Freue mich schon auf die Fortsetzung!
Und Deine Frau hat ja auch eine amtliche Stoffkuh am Topcase Ihres kleinen Kamels :D
Das kleine Kamel hat wohl alles gut weggesteckt? Irgendwelche Defekte oder Ausfälle gehabt?
Und passte es von der Geschwindigkeit zu Deinem Kraftkamel?
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise, Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen. (H. Hesse)
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AmperTiger
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Re: Das kleine und das große Kamel in Marokko

Beitrag von AmperTiger »

Danke dir Kathrin

servus Jule, danke für die Blumen. ja, die Kuh mußte sein (ist wohl so ein Frauending :lol: )

Bei beiden Moped wurden vorher Ölwechsel mit Filter durchgeführt, Vergaser eingestellt und Ventile gecheckt. Absolut keine Probleme mit beiden auf gut 3800km insgesamt.
Die Durchschnittsgeschwindigkeit von mir ist mit schauen, navigieren, fotografieren eh nicht so hoch, da paßt das schon. meist rollten wir so mit 60-80 km/h dahin. Gute Geschwindigkeit um das Land zu sehen.
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AmperTiger
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Re: Das kleine und das große Kamel in Marokko

Beitrag von AmperTiger »

weiter gehts im Text...

Von Tinghir aus, fahren wir in einem Rutsch durch nach Merzouga, ich bin schon so gespannt auf die Dünen des Erg Chebbi, das habe ich mir schon lange gewünscht. aber der Reihe nach.

die Straße die von Tinghir wegführt ist ne Schnellstraße und wir kommen gut voran,
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nach dem Abzweig nach Erfoud kommen wir leider in einen schweren Sandsturm, der sich blitzschnell aufbaut, es gibt nur vom Anfang Bilder,dann hab ich die Cams weg gepackt. wir fahren fast 60 km mit Sichtweite 25Meter und Schräglage gradeaus fast bis nach Erfoud rein.
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wir landen im Palais de Dunes, das an sich sehr schön ist, aber zu teuer und das Personal ist an Kundschaft nicht wirklich interessiert. so wechseln wir nach zwei Tage ins Petit Prince zu Said, der ein Freund von Werner Sandfloh ist, danke nochmal für den Tip.
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am zweiten Abend im ersten Hotel buchen wir ne Kamelsafari, voll Touri, aber das gehört, zumindest einmal im Leben einfach dazu. inkl Übernachtung im Berberzelt und Musik und Verkleiden.

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darf ich vorstellen, Jimi Hendrix (so heißt mein Kamel)

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darf ich weiter vorstellen? Ali Baba (so nannten mich die Berberjungs von nun an)
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am nächsten Tag dann Umzug ins Prince und dort verwöhnte uns dann Hassan, der Bruder von Said mit Essen, bier und anderen Aufmerksamkeiten. Er gab mir auch den Tip einfach mal den Erg Chebbi zu umrunden, einfach der Piste nach, wären nur ca 45km.
klar mach ich, hab ja Navi und vom Navigieren in der Wüste keinen blassen Schimmer, außerdem brauch ich ja nur der Piste folgen.
aber am Nachmittag stand erst mal Sandkasten an.

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dann stand die von Hassan empfohlene Umrundung des Erg Chebbi Dünengebietes an. Erst nach Süden geht es dann nach einem trockenen Bachbett nach Osten ab und von nun an Piste, einfach den Spuren folgen sagte Hassan. Kann man garnicht verfehlen....

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welchen Spuren sollte ich gleich nochmal folgen??

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an dieser schicken Stelle ging mir nach fast 70km dann auch mal der Sprit aus....man erinnert sich, Hassan hatte von ca 45km gesprochen und ich hatte tags zuvor beim Dünen surfen wohl ordentlich Sprit verblasen ;)
diesmal gings dann mit ordentlich Durst, wir hatten den ganzen Tag gut 40 Grad, mit dem kleinen Kamel bis zur nächsten Tankstelle...

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zum Schluß....

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Re: Das kleine und das große Kamel in Marokko

Beitrag von Mister Wu »

:D :D :D

Super Bericht, danke für die Details.
Ciao, Frank
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Re: Das kleine und das große Kamel in Marokko

Beitrag von AmperTiger »

der letzte Abend in Merzouga bei Said und Hassan beschert uns nochmal Klischee in Vollendung. die Dünen grenzen nicht nur an das Grundstück von Said, sie haben bereits den Zaun unter sich begraben....und man muß nur 20 Schritte gehen.....

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und hier lassen wir bei 30 Grad und ein paar eiskalten Bierchen den Abend ausklingen

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am nächsten Tag geht es zurück Richtung Todra, wir fahren aber nicht direkt, sondern über Goulmima an und diese Strecke kennt kaum einer, sie kann es aber locker mit Todra und Dades aufnehmen, ist quasi ums Eck. Einfach von Goulmima nach Ait-Hani fahren und ein Highlicht jagt das nächste.

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Wir finden in Tinghir einen Campingplatz der auch einfache Zimmer vermietet und checken ein, am nächsten Tag ist Dades dran.

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tja und dann wirds berühmt, ist ca 30km nach Einfahrt in die Schlucht und entgegen meiner bisherigen Meinung ist die Schlucht auch bis an diese Kurvenkombi hin besiedelt und bebaut.

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erst danach wirds einsamer.

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AmperTiger
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Re: Das kleine und das große Kamel in Marokko

Beitrag von AmperTiger »

Von Tinghir fahren wir dann auf schnellstem Weg über die Schnellstraße nach Quarzarzate und finden nach langer Suche den kleinen Campingplatz am Rande einer unschönen Wohnsiedlung, ein Paradies, Hippiemäßig angehaucht, es werden Zeltplatze, Berberzelte und tolle Zimmer vermietet und man ist in 5 Min im CocaColaladen in Quazarzate selbst, der alles verkauft, nur keine Cola (drei Biersorten und harten Alkohol in allen Varianten)

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am nächsten Tag geht es weiter Richtung Süden nach Agzd und diese Strecke bekommt von mir einen Tip, landschaftlich so dermaßen grandios..

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Agzd

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in Agzd lerne ich Hassan kennen, d.h. er spricht uns an und ich schreibe für ihn einen deutschen Brief an seinen Freund in D, einen Professor für Astronmie,der ihn jedes Jahr mit Studenten besucht. Hassan diktiert auf englisch, ich schreibe deutsch.

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Hassan ist nett, Berber und lädt uns dann zu einem Tee in seinen Laden ein. Tee ok, der Laden.....wie alle Berberläden voll mit original Handcraft Silberschmuck, original Handarbeit Schals und Teppichen usw.
wenn man all die Läden voll bis oben mit dem Schmcuk, den Schals und Teppichen sieht, dann wird eines klar.
Die Berber, vom Kleinkind bis zum Greis, machen seit hunderten Jahren von früh bis spät nichts anderes als Unmengen originalalten Schmuck, Schals und Teppiche zu produzieren..... und wie alle Händler unterstützt auch Hassan ein Projekt das Schulen und Krankenhäuser für Berber baut.......wenn alle die Aussagen der Händler stimmen würden, müßte vor jedem Berberzelt ein Krankenhaus und eine Schule stehen. Merke: es wird erzählt, was der gutgläubige, gutmenschige Tourist glauben will. Wahrheitsgehalt annähernd null.

wir fahren weiter Richtung Tizi n Test einem Paß, der sich endlose 120km erst vom Flachland in die Höhe windet, atemberaubende Aussichten bietet und sich dann wieder Richtung Marrakesch dem Flachland nähert. So zumindest die Theorie. 120km, ich beginne innerlich zu frohlocken, als es so losgeht....so mag ich es, kaum und schlechter Belag, schmal, kein Verkehr.....so geht das aber leider nur 5km

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dann schlägt der Bautrupp zu und verwandelt eine ehemals einmalige Bergstrecke in eine mit grobem Split bestückte Autobahn, ebenmäßig glatt, ums doppelte verbreitert, bergwärts wird Fels abgetragen und talwärts nach unten geworfen. Man fährt dutzende KM auf dem perfekten Belag durch eine Landschaft die links und rechts der Straße an einen Steinbruch erinnert.... schade, ich bin zu spät gekommen
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einzig ein Erdrutsch macht dann noch Spaß, alle Autos stehen, ich geh zu Fuß begutachte die Stelle, ziehe mir den Zorn der Umstehenden zu, ein Bauarbeiter schiebt drei Felsen auf die Seite und wir können durch. ;)

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erst nach dem Bautrupp kurz vor der Paßhöhe wird es wieder bischen interessant.....links gehts 150 m runter

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nächster Teil Marrakesch
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Mister Wu
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Re: Das kleine und das große Kamel in Marokko

Beitrag von Mister Wu »

:D in freudiger Erwartung auf mehr Input :D
Ciao, Frank
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Angie
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Re: Das kleine und das große Kamel in Marokko

Beitrag von Angie »

AmperTiger hat geschrieben:..
darf ich weiter vorstellen? Ali Baba (so nannten mich die Berberjungs von nun an)
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Sehr schöner Bericht, da habt ihr ja viel erlebt!!!!! Und deine Frau, was sagt sie zu offroaden?? Hat's ihr gefallen, waren ja zig Tausend km :shock:
Steht dir übrigens gut die Klamotte, solltest du hier auch mal tragen an trüben Novembertagen ;) :lol: :lol:

Was ist das auf einem der nächsten Bilder denn für eine Stange, die du da auf dem Mopped transportierst?? Für's Zelt??

Und äähhmmm...der Bericht geht ja noch weiter, ne??!!!!!
Grüßlies Angie
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AmperTiger
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Re: Das kleine und das große Kamel in Marokko

Beitrag von AmperTiger »

ja der Bericht geht weiter Angie, meiner Frau hat die Strecke gut gefallen, bis auf die offroadstrecken, alles klar? ;)

der Stecken ist ein Bambusstab, dazu gibts ne witzige Geschichte. Ich hab den Bambus am Motorrad und der Tankwart im Nirgendwo fragt mich wofür der ist. ich deute auf meine Frau und sage ihm, dass ich ihr damit den Hintern versohle, wenn sie nicht spurt. Ich sag dir, der hat gelacht, das hat man noch in Marrakesch gehört. ;) ;)


weiter gehts, die Reise neigt sich dem Ende entgegen. Wir waren kurz vor Marrakesch an einer Tankstelle stehengeblieben, ich wurde auf deutsch angesprochen, woher und wohin.....ich hab ihn dann gleich gebeten für mich ein Hotel nähe des Platzes der Toten "Jamar el fna" anzurufen und mir dort das Zimmer klar zu machen. Hat er gerne getan, so gehts also auch.

Ja und dann das Navi unter seiner Aufsicht mit der richtigen Adresse gefüttert und schon gings los. Blöderweise verzeifelte das NAvi an der Fußgängerzonen/Einbahnstraßen/Platzregelung und wir umfuhren den Platz mit dauernd neuen Anweisungen. Schließlich, drauf gesch.issen und einfach durch ein schmalen Weg der für Fzg gesperrt ist gefahren

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da es früher Nachmittag war, begannen die Händler Gaukler was auch immer grade mit dem Aufbau, mittendrin eine MZ und eine Tricker aus Dachau. Ein Durcheinander, erschrockene Touris, aufgeregte Einheimische, völlig entspannte Polizisten, die unser Treiben beobachteten.
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schließlich bleibe ich vor einem öffentlichen Gebäude stehen und frage dort zwei Polizisten nach unserm Hotel. Es liegt ja nur 50 Meter Luftlinie vom Platz entfernt. Er deutet über den Platz und sagt, ich solle nur zufahren, wäre kein Problem (stell mir das grad in D vor)

nach einer kurzen Dusche mischen wir uns unters Volk und verfolgen das Treiben auf dem berühmten Platz, die Atmosphäre

hier das Cafe de France, das war 2011 Anschlagsziel mit vielen Toten, jetzt ist auf dem Platz viel Polizei und Surete national unterwegs.

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Händler
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Gaukler
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Bettler
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und viele Touris vorm Cafe kesse Biene oder so ;)
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Ballon- und Sußigkeitenverkäuferinnen
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Warenangebot
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und freundliche O-Saftverkäufer
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man könnte stundenlang fotografieren und Leute ansehen. Sonnenuntergänge bewundern.
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man sollte sich unbedingt auch an den Essenständen umsehen und da und dort etwas essen. es ist ein Erlebnis, es gibt Gemüse, Fleischspieße......
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Schnecken eimerweise, dann gedünstet,
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und es gibt gekochten Schafskopf, es riecht....fast lecker, sieht befremdlich aus und der Andrang hält sich in Grenzen. Nur Einheimische und auch da nicht viele. es wir alles außen und innen vom Kopf gegessen, alles
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am nächsten Tag streifen wir durch die Gassen, werden tausendmal angesprochen "komm in meinen Laden" " gutt Preiß" oder auch "gehen sie links, rechts ist nix für Touris" also gehen wir rechts....und landen auf dem Gemüse-Fleisch-Fischmarkt der Einheimischen.
tolle Ansichten, obwohl alle sehr fotoscheu, ich mußte aus der Hüfte "schießen"
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und dann die Gemüseabteilung

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dort waren wir dann auch tatsächlich die einzigen Touris. man hat erstaunt UNS angeschaut. das ganze nur 25 min Fußmarsch durch die Gassen, einfach treiben lassen.

zu was so ein alter Metzeler Enduro noch alles gut ist! das nenn ich mal Recycling
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interessanter als den Jamar el fna fand ich den Place de epices, den Platz der Gewürze mit dem dem gleichnamigen Cafe dort, sauberer, weniger überlaufen und mehr "orient"

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der Platz bei Sonnenuntergang
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das einzige Lokal mit Alkoholausschank, das Salama
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und der einzige "Gaukler", der von mir Geld bekam.....ein ca 80jähriger Blinder, den keiner beachtete, in dem lauten Getümmel, der eine alte Geige mit nur noch 2 Seiten hatte, Suren aus dem Koran aufsagte, er konnte wohl nichts anderes und jeden Vers mit einem Geschrammel begleitete.
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Man kann die Realität ignorieren. Nicht ignorieren kann man die Konsequenzen, die das hat.
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elch
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Re: Das kleine und das große Kamel in Marokko

Beitrag von elch »

Hi Tiger,

da hast Du einen wirklich tollen (Bild-) Bericht geliefert. Für mich war es, wie ein Stück mit Dir fahren - besonders wenn man fast auf all den Strecken schon selber unterwegs war. Ich bin mir auch fast sicher, dass uns Hassan in Agdz angesprochen hat. Auch von uns wollte er etwas geschrieben haben :roll: . Wir wollten aber nicht... :P

Liebe Grüße
Gruß vom elch
_____________

Es gibt alte Piloten und es gibt kühne Piloten, aber es gibt keine alten, kühnen Piloten.
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Re: Das kleine und das große Kamel in Marokko

Beitrag von HeikeGS »

Vielen Dank für's Mitnehmen.
Klasse geschrieben und herrliche Bilder! :mrgreen: :mrgreen: :mrgreen:
Schöne Grüße
Heike
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Sascha
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Re: Das kleine und das große Kamel in Marokko

Beitrag von Sascha »

Nochmal Danke Markus, war mir ein verträumter Feierabend heute. :)
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BayernCrouser
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Re: Das kleine und das große Kamel in Marokko

Beitrag von BayernCrouser »

Ja, danke das war ein toller Bericht. Super erzählt und wunderbare Bilder vom Treiben dort.

Danke
Franz
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Raubritter
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Re: Das kleine und das große Kamel in Marokko

Beitrag von Raubritter »

Gratuliere zu der Reise, zu der Frau und zu den herrlichen Fotos.
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