Balkan-Allroad-Tour 2012

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dikki
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Balkan-Allroad-Tour 2012

Beitrag von dikki »

Balkanallroadtour 2012

Wir 5, – Aische mit Suzuki DR350 – Nane mit Suzuki DR-Z400S – Roger BMW GS 650 Dakar – Stolle mit BMW X-Challenge – und ich mit BMW X-Challenge Adv. sind am 29.06. 2012 mit dem Flugzeug nach Thessaloniki geflogen und haben dort unsere Motorräder, die mit einer Spedition dort hin transportiert wurden, übernommen.
Bereiste Länder: Griechenland – Bulgarien – Mazedonien (Skopje) – Kosovo – Montenegro – Albanien – Griechenland
Insgesamt ca 3500 km.

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1.Tag - ~ 240 km

Um 03:15 geht der Wecker, anziehen, Katzenwäsche, Zähneputzen und ab ins Großraumtaxi, welches uns nach Köln bringt. Der Fahrer ist nicht so unbedingt auf Draht, ignoriert sein Navi und wir bekommen noch eine Rundfahrt durch den Leverkusener Chemiepark. Als ihm sage, dass ich auch ein Navi dabei habe und ihn lotsen könnte wird er nur noch nervöser. Irgendwann kommen wir dann aber seltsamerweise doch nach zahlreichen Verfahrern am Flughafen Köln-Bonn an, bekommen sogar unseren Flieger noch und schlafen noch ein klein wenig auf dem Flug nach Thessaloniki. Nach dem wir vom Flughafen mit 2 Taxen zur ca. 30 km entfernten Spedition gefahren sind, nehmen wir die Motorräder gegen 11:00 Uhr in Empfang, ziehen uns um und starten dann zu unserem ersten Ziel – Hotel Nemesis in Stavroupoli. Die einzige Unterkunft die in diesem Urlaub bereits vorgebucht ist. Nach einer Stunde Fahrt beginnt schon die erste unasphaltierte rund 15 km lange Passage. Sogleich meldet sich auch der Seitenständer-Notausschalter an Nane’s DR-Z und wird mit Isolierband erst mal zum Schweigen gebracht. Die Pause in der Natur nutzen die Mädels auch zum Pinkeln und führen erst einmal einen Antischlangentanz auf , um mögliches Getier zu vertreiben – dieses Ritual, wiederholt sich in diesem Urlaub noch 100erte Male. Nach dem dies dann geregelt ist fahren wir nur wenige Kilometer weiter und Roger muss sich vom Hinterradspritzschutz seiner Dakar trennen – gewaltsam. Dieser mochte die Wackelei auch nicht, hat sich zwischen Schwinge und Hinterrad gesetzt, blockiert die Bremse und wird durch Einsatz der Säge vom Leatherman dauerhaft entfernt, denn an die Schrauben kommt man überhaupt nicht mehr dran. Weiter geht es dann an Serres vorbei nach Drama und etwa 50 km vor Stavroupoli trennen sich die Mädels von uns, sie fahren weiter über die E14 und wir Kerle fahren die die parallel laufende unasphaltierte 25 km lange Bergstrecke. Wir treffen uns dann im Hotel.
Hotel Nemesis erweist sich als nicht ganz unattraktiv und die Preise sind im Rahmen. Nur essen können wir leider nicht. Dazu fahren wir dann ein paar Kilometer weiter und essen in einer kleinen Taverne. Hier gesellt sich ein älterer deutschsprachiger Grieche zu uns und erzählt uns ein wenig über die Gegend und sobald wir etwas möchten ruft er nach der Kellerin die mittlerweile sichtlich genervt von ihm ist. Zu uns ist sie sehr freundlich und lächelt, sobald sich der ältere Herr aber umdreht zeigt sie auf ihn und rollt mit den Augen – was ausschließlich ihn angeht – nicht uns. Zurück im Nemesis gibt es dann noch ein paar Bier und dann kommt auch bald das Sandmännchen.
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Gute Nacht, Fortsetzung folgt .......
Zuletzt geändert von dikki am Di 18. Sep 2012, 12:19, insgesamt 1-mal geändert.
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BastlWerner
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Re: Balkan-Allroad-Tour 2012

Beitrag von BastlWerner »

Hallo Dirk,

schöne Bilder,
freu mich schon auf die Fortsetzung.

Wie ist es eigentlich momentan mit der "Deutsch Freundlichkeit" in Griechenland bestellt?
Irgendwelche positiven oder negativen Erfahrungen gemacht.

Würde auch gerne mal wieder in diese Richtung verreisen.

Gruß
Werner (Rumanientour)
dikki
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Re: Balkan-Allroad-Tour 2012

Beitrag von dikki »

2.Tag - ~ 235 km


Beim Frühstück zur vereinbarten Zeit fehlt erst Roger. Erst vorsichtiges, dann lauteres Klopfen an seiner Zimmertür bringt nichts. Hm !?! Aische besorgt den Durchgängerschlüssel an der Rezeption, aber der Schlüssel steckt von innen. Noch mal heftig geklopft und tatsächlich, es tut sich was. Roger hat mit Ohrstöpseln geschlafen, vom Wecker nix gehört und es geht ihm gut. Nach dem wirklich erstklassigem Frühstück werden die Mopeds gepackt und die heutige Etappe bringt uns über Echinos auf einer schönen, kleinen Strasse zur Grenze nach Bulgarien. Nane fährt vor. Sie ist monatelang mit ihrer DR-Z mehr schlecht als recht klargekommen, aber hier hat sie das Supermotofeeling erwischt. Sie rauscht am Abzweig zur Grenze vorbei, fährt fast 10 km allein und landet in einem türkisch anmutenden Dorf, mit türkischer Schrift, ein Überbleibsel aus dem türkisch-griechischen Krieg aus den 20er Jahren. Nach dem wir uns dann wiedergefunden haben, geht’s über die Grenze, dann Zlatograd in Bulgarien, wo ich erst mal meine Deutschlandfahne am Motorrad hisse. Dann nach Nedelino und ab dort wieder offroad weiter. Hier stimmt das Wegenetz vom Navi mal wieder gar nicht und nach mehreren Verfahrern kommen wir dann zufällig wieder auf eine Strasse. Wir entscheiden uns dafür, ein vorher geplantes Offroadstück über einen Berg erst einmal durch eine Bergumrundung zu ersetzen. Die Strasse ist sehr schön und führt uns zurück zum nächsten geplanten Offroadsträßchen, nicht ohne uns an einem an der Strasse gelegenen Grillhähnchenstand vorbei zu bringen, an dem wir uns wirklich klasse schmeckende Hühner einverleiben. Frisch gestärkt geht’s weiter über Rudozem in Richtung Trigrad/Yagodina. An einem Umspannwerk, hinter einem unbeleuchteten Tunnel mit 30cm Absätzen in der Fahrbahn endet der Asphalt. Die Wege werden kleiner und kleiner und Garmin hat wieder Strecken drin, die gar nicht vorhanden sind. So entschließen wir uns dann den etwas größeren Weg über Mugla zu nehmen, den auch Garmin dann als Alternative vorschlägt.. Der Weg wird wieder kleiner und kleiner und der Bewuchs im Weg nimmt zu. Nach einigen Kilometern stehen wir dann an einem felsigen Bergrutsch der den Weg blockiert. 150 Meter dahinter liegt ein umgestürzter Baum quer über den Weg. Dahinter ist erst mal kein weiteres Hindernis zu sehen. Also wird ein Teil des Abraums weggeräumt und die Mopeds dann dort vorbei bugsiert, bis zum Baumstamm. Hier wird eine Rampe aus Steinen vor den Baumstamm gelegt und die Mopeds dann darüber hochgefahren / rübergetragen. Nach dem alle 5 drüber sind geht’s endlich weiter – für etwa 500 Meter. Dort ist dann endgültig Schluß. Die Brücke über die kleine Schlucht ist eingebrochen und ein Weiterkommen unmöglich. Als ich dort meine BMW wieder starten möchte läuft die Benzinpumpe nicht mehr, ein mir bekanntes Problem, welches unter der Sitzbank zu beheben ist. Ich baue gerade die Sitzbank ab, als Roger (der letzte unserer Truppe) angefahren kommt und glaubt ich sei dabei das Motorrad abzurödeln um es irgendwie mit Spanngurten zu sichern, um es über die Schlucht zu bringen. Da hat er aber ganz schön gemeckert !! Hier ist klar, dass wir unser geplantes Tagesziel nicht mehr erreichen können, also schnell zurück über den Baum, vorbei am Bergrutsch, durch den 30cm Absatz-Tunnel und nach Smolyan, in der Hoffnung da noch eine Unterkunft zu bekommen. Im 3. Anlauf finden die Mädels ein nettes Hotel und fordern dafür Huldigungen ein und wir Männer müssen auf Knien danken. :-)

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Fortsetzung folgt .......
dikki
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Re: Balkan-Allroad-Tour 2012

Beitrag von dikki »

BastlWerner hat geschrieben:Hallo Dirk,

schöne Bilder,
freu mich schon auf die Fortsetzung.

Wie ist es eigentlich momentan mit der "Deutsch Freundlichkeit" in Griechenland bestellt?
Irgendwelche positiven oder negativen Erfahrungen gemacht.

Würde auch gerne mal wieder in diese Richtung verreisen.

Gruß
Werner (Rumanientour)
Hallo Werner !
Die meisten Griechen sind freundlich wie immer gewesen. In einem Cafe
hatten wir allerdings das Gefühl nicht erwünscht zu sein, aber wirklich nur in
diesem einen.
Wenn man durch die großen Städte fährt ist es schon traurig, fast jedes
2. Geschäft ist geschlossen.

Gruß: Dirk
dikki
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Re: Balkan-Allroad-Tour 2012

Beitrag von dikki »

3.Tag - ~ 70 km

Die heutige recht kurze Etappe führt uns über die Hauptstrasse von Smolyan, Richtung Borino und dann über eine traumhafte kleine Strasse nach Yagodina, welche mir bei der Planung als unbedingtes MUSS augefallen ist – überhaupt die Gegend um Yagodina. Schon am späten Vormittag kommen wir dort an. Wir müssen noch warten und nutzen die Zeit den Seitenständerschalter an der DR-Z komplett tot zu legen, da dieser unterwegs erneut Zicken gemacht hat. Wir Männer haben aber noch eine rund 6 km kurze, aber heftige Tour hinauf zum EaglesEye vor der Brust. Die Damen sagen, dass sie sich das nicht antun müssen und sie würden lieber im Hotel bleiben. Das die Auffahrt so schwierig ist haben wir nicht gedacht, ich falle zwischendurch auch mal auf die Nase und Roger hebt das Vorderrad seiner Dakar an einer Kuppe mal recht weit Richtung Himmel, aber bei ihm geht alles gut. :-) Die Abfahrt allerdings war weit jenseits von heftig. Die schweren Mopeds lassen sich überhaupt nicht bremsen und steuern und oftmals ist das Hangabwärts ein unkontrolliertes mit stehenden Rädern rutschen, bangen und hoffen. Hier bekommt die X-CH von Stolle mal 90° Schräglage. Die Mädels mieten sich heimlich in unserer Abwesenheit einfach einen Jeep mit Chauffeur und lassen sich auch hinaufbringen, sie sehen uns auch, wir sie aber leider nicht, wir bemerken es erst bei unserem hart verdienten Feierabendbieren, als sie mit dem Jeep zurückkommen. Die Jeepfahrt für 25 Euro ist sicher kein zu teures Vergnügen, wenn ich an die Dramen und die Reparaturkosten bei einer Selbstbefahrung von ihnen denke! :-)
Der Abend verläuft wie immer mit gemütlichem Besisammensein, beim Essen und Bier/Weintrinken. :-)



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dikki
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Re: Balkan-Allroad-Tour 2012

Beitrag von dikki »

4.Tag

Der Tag soll gemütlich werden und so machen wir vormittags eine Jeeptour nach Trigrad und lassen uns die Gegend zeigen. Wir hängen einfach nur auf den Bänken auf der Ladefläche des Pickups ab und sagen gegenseitig zu uns, dass die Fahrt hier über die groben Steine bestimmt nix für die Felgen der Mopeds wären – unwissend was uns in diesem Urlaub noch erwarten wird …..
Bei einer Höhlenbesichtigung ist es dann schon wieder vorbei mit gemütlich. Der Aufstieg aus der Höhle ist eine schmierige, fast leitersteile Treppe mit geschätzten 200 Stufen.
Nachmittags juckt es wieder in der Gashand und wir wollen mit unseren Mopeds NUR mal eben über die Strasse ans Ende des Tals fahren. Aber auch hier am Talende ist dann wieder Schluss mit gemütlich. Man erzählt uns, dass es mit dem Motorrad überhaupt kein Problem sei von hier nach Trigrad zu fahren. Wir nehmen darauf hin die ersten Meter unter die Räder und stehen bald mitten im Wald – ohne Ahnung wohin. Die Luftliniennavigation (Wege hat das Navi hier nicht) sagt, dass wir schon hinter Trigrad sind und an der griechischen Grenze sein müssten, als ein paar Waldschrate in einem Auto auftauchen. Der Eine erklärt uns in bestem Englisch den Weg (der auch stimmt) und versichert uns, dass die Strecke gut und absolut harmlos ist (was wohl nicht so ganz stimmt). Jedenfalls kommen wir tatsächlich irgendwann, zwischendurch noch eine seichte Flußdurchfahrt, mit Schnappatmung in Trigrad an und fahren von dort dann über die Strasse zurück nach Yagodina. Und weil es so „gemütlich“ war, haben wir uns natürlich wieder ein paar Bier am Abend verdient.

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Re: Balkan-Allroad-Tour 2012

Beitrag von Crespo »

Klasse.

Könnte grad die Pläne für 2013 in die Tonne treten, und umdisponieren :roll:

Haben 2011 noch viel zu wenig gesehen da unten.
Gruss aus der Palz
Crespo
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Re: Balkan-Allroad-Tour 2012

Beitrag von dikki »

Crespo hat geschrieben:Klasse.

Könnte grad die Pläne für 2013 in die Tonne treten, und umdisponieren :roll:

Haben 2011 noch viel zu wenig gesehen da unten.

Hi Chris,
mach dir nichts draus!! - Nach dem Balkan ist vor dem Balkan :-)
Ich war schon mehrmals in AL und wir waren zu dritt 2011 dort unten gewesen,
hatten eine ähnliche Tour vor aber wir hatten einen Mitfahrer dabei dem das alles nicht so gefiel, nur "...nörgel, nörgel, nörgel...."
Zudem hat es nur geregnet und so war die Stimmung "vollends im Ar**h".
Ich habe dann monatelang recherschiert, meine alten Erfahrungen rausgekramt und ein "Best Off" von dort
und den neu gefundenen Sachen hinzugenommen.
Wir hatten eine tolle Tour, auch dank des Wetters, was es vielleicht schon etwas zu gut meinte
und eben auch tolle Begleitung. Hier auch noch ein "Danke" an die Mitfahrer.

Cu: Dirk
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Re: Balkan-Allroad-Tour 2012

Beitrag von Crespo »

dikki hat geschrieben:Zudem hat es nur geregnet und so war die Stimmung "vollends im Ar**h".
Hmm, wir hatten im April 2011 zwei Wochen fast nur bestes Wetter.
Lediglich bei der "Abschluss"-Tagestour durchs Militärgebirge hinter Tirana wars feucht, und glitschig. Da waren wir dann auch nur noch zu zweit :+

Freut mich für Euch dass es 2012 wohl besser geklappt hat !
Gruss aus der Palz
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Re: Balkan-Allroad-Tour 2012

Beitrag von dikki »

5.Tag - ~ 240 km

Von Yagodina starten wir heute nach Rila. Eigentlich sollte es ja nach Yakoruda gehen und von dort aus am nächsten Tag direkt nach Norden nach Bovorets. Da aber nur Garmin diesen Weg durchgängig hat, er auf Strassenkarten unterbrochen ist und aus bei OSM wieder von der Karte entfernt wurde glauben wir Garmin erst gar nicht.
So fahren wir über die Hauptstrasse nach Dospat und von dort an der unasphaltierten Westseite des Dospatsees (ca.14 km) vorbei. Hinter Sarnitsa kommen wir wieder auf die Hauptstrasse, bleiben aber nur kurz auf ihr, um dann nach Westen in einen Gebirgswaldweg abzubiegen. Nach etwa 25 km kommt ein kleines idyllisches Dorf, ein Bach fließt hier auch und hier beginnt wieder Asphalt. Ideal für ein kleines Päuschen und für einige die Füße mal im Bach zu kühlen. Wir steigen anschließend auf die Mopeds und 300 Meter weiter ist der Asphalt auch schon wieder zu Ende und weitere 25 km bucklige Offroadpiste folgen über Osenovo bis wir nach Mesta gelangen. Von dort fahren wir die Hauptstrassen über Bansko und Blagoevgrad nach Rila. Im leeren Hotel Centaur möchte man 60 Euro/Zimmer und wir drehen uns mit großen Augen sofort wieder um. Dann geht man auf uns zu und sagt, dass es ein Missverständnis sei und sie 60 Leva meinten. Wir sind uns sicher, dass man erst gedacht hat, deutsche Touristen – bei denen kann man es ja mal versuchen. Wir nehmen für uns 5 Personen wie immer 3 Doppelzimmer und zahlen 150 Leva. Noch am späten Nachmittag starten die Mädels mit dem Mopeds zu einer Besichtigungstour des Rilaklosters, während die Herren sich auf den Weg auf einen fast 2600 Meter hohen Berg machen. Der Weg dorthin ist eine steile 2 Meter breite Betonpiste. Oben angekommen genießen wir einen tollen Ausblick ins/aufs Rilagebirge. Beim Abendessen ist man zwar sehr freundlich und hilfsbereit, insgesamt haben wir aber den Eindruck nicht besonders willkommen zu sein.

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Re: Balkan-Allroad-Tour 2012

Beitrag von dikki »

6.Tag - ~ 350km

Das Programm für heute ist Kilometerfressen. Bei Blagoevgrad/Logodazh fahren wir über die Grenze nach Mazedonien /Skopje. Es soll in Grenznähe zum Kosovo, nach Möglichkeit/Zeit auch schon in den Kosovo gehen. In Delchovo überqueren wir einen Fluß und fahren an der Südwestseite entlang, statt die Hauptstrasse auf der anderen Seite zu nutzen. Am Eingang der Strasse entdeckt Stolle zufällig einen kleinen Nagel in seinem Hinterradreifen, der glücklicherweise noch keinen Schaden angerichtet hat und mit dem Leatherman ohne weitere Ärgernisse herausgezogen werden kann. Entgegen der Beschreibung von einem einheimischen Motorradfan bleibt die Strasse keine breite Schotterstrasse die er auch mit seinem neuwertigen Ford Fiesta befahren könnte, sondern es wird ein staubiger Weg, bergauf -bergab, wechselnd aus Erde, Schotter und Haarnadelkurven, die oftmals mit tiefen Längs- oder Querfugen versehen sind. Wir brauchen für die rund 12 km eine gute Stunde, bevor wir wieder auf die Hauptstrasse nach Kozani kommen. Dort heißt es erst: „bloß keine Autobahn“. Der günstigste autobahnlose Weg soll über Kumanovo führen und wir machen uns auf in diese Richtung. Da hat aber jemand nur halb zugehört und als ich dann sage, dass wir durch ganz Skopje-Stadt müssen, ist die Autobahn dann doch die bessere Alternative. Dumm nur, dass wir vorher statt direkt nach Skopje-Stadt über die Autobahn zu fahren, erst den Landstrassenumweg nach Kumanovo gefahren sind. Das war mal eben ein Umweg von 50 km Landstrasse, vorher die Offroadeinlage – ideale Voraussetzungen für einen „Kilometerfresstag“. Wenigstens das Auffinden der kleinen vorletzten Strasse hinter Skopje-Stadt in den Kosovo gelingt viel leichter als erwartet. Alle sind schon mehr oder weniger etwas fertig, kein Wunder bei 42°C im Schatten (wir haben nur keinen Schatten), und wir freuen uns gespannt auf den baldigen Grenzübertritt in den Kosovo und das „Weiße Haus“. Leider hat Garmin wieder eine Gemeinheit eingebaut. Die eingezeichnete abknickende Strasse ist ein Weg der auch für die Trial-WM gereicht hätte. Seit etlichen Jahren völlig zugeschüttet (Bergrutsch), mittlerweile mit Bäumen bewachsen, ist da gar nichts mehr zu erkennen was an einen Weg erinnern könnte. Der Autofahrer den ich anhalte und nach dem Weg frage ist zufällig ein in Skopje lebender Schweizer der deutsch spricht und uns den Weg erklärt. Die 5-Garminkilomter der Ursprungsroute werden nun zu 30 km z.T. kleinen Bergserpentinen.
Das Grenzprozedere dauert etwa 45 Minuten, -beide Grenzen zusammen, inkl.
Versicherungskauf (15 Euro/Fahrzeug – ohne geht nicht).
Wir fahren noch einige Kilometer weiter, dann in Strpce ist Schluß. Nane ist absolut fertig, mag und kann keinen Meter mehr fahren. Außerdem sieht es in unserer Fahrtrichtung aus, als braue sich dort in den Bergen gerade ein Gewitter zusammen. Das Wunschziel, das „Weiße Haus“ erreichen wir so leider nicht, kommen dafür im „Rok“ unter. Die Zimmer hier sind milde ausgedrückt „nicht der Hit“, aber das Essen ist echt klasse! Der Wirt aus dem Rok spricht deutsch, hat Tourismus studiert und erklärt uns, dass der Fremdenverkehr im Kosovo ziemlich brach liegt. Viele Unstimmigkeiten mit den Serben. Gegenüber vom Rok steht ein ehemaliges, großes Prunkhotel mit Skilift usw.. Es gehört irgendwelchen Serben und wird nicht mehr betrieben, der Lift steht …..

Aber entgegen der Erzählungen von vielen Westeuropäern bin ich hier im Kosovo noch nicht mit Messern bedroht oder gar beschossen worden und habe auch noch keinen Menschenfresser gesehen. Naja, vielleicht morgen da fahren wir auch noch einen Tag im Kosovo.

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Re: Balkan-Allroad-Tour 2012

Beitrag von dikki »

7.Tag - ~ 240 km

Das Ziel für heute soll Plav in Montenegro sein und ich musste bei der Planung einen heiligen Eid leisten im Kosovo keinen Meter Offroad einzubauen – Minen etc.. Wir fahren weiter durch den sehr schönen „Sharr Mountains National Park“ nach Prizren. Die Strassen sind deutlich besser als in Skopje. In Prizren scheint eine Art Demo zu sein, sämtliche Parkplätze am Strassenrand sind mit LKWs zugeparkt und an einem sehe ich ein Schild auf dem irgendwas von „Serbi“ steht. Polizei ist hier und da auch vertreten und achtet eher positiv auf uns. Wir verfransen uns auch prompt in Prizren, finden allerdings- Dank Garmin- sofort wieder den richtigen Weg! Auf den rund 10 km durch das Stadtgebiet von Prizren habe ich ungefähr 3 Richtungsschilder gesehen, dass heißt an etwa jeder 20 Kreuzung steht ein Richtungsschild. Und es geht nicht unbedingt immer geradeaus. Wer da ohne Navi rein fährt hat bestimmt verloren. Die nächsten größeren Orte heißen Giakove, Decan, Peje. Die Strassen sind recht breit und gut und auf allen herrscht sehr viel Verkehr. Man meint die Wirtschaft im Kosovo müsste blühen ohne Ende. In Peje verfahren wir uns wieder und auf einer breiten Strasse übersehe ich das Vorfahrtachtenschild und fahre ohne zu gucken über die vorfahrtberechtigte kleine Strasse. Roger folgt mir genauso in 50 Meter Abstand und ihm dann Aische. Keiner achtet/sieht auf das Schild und plötzlich ein lautes Reifenquietschen. Das notbremsende Auto hat Aische um 2 Meter „verpasst“ – ups – noch mal „Schwein gehabt“ - tief durchatmen!! Einen schweren selbst verschuldeten Verkehrsunfall muss man hier ganz bestimmt nicht haben.
Wir wissen, dass die Strasse von Peje über den Cakorpass gesperrt ist, wollten anfangs aber wenigstens mal bis zur Sperrung fahren, lassen es aber auf Grund der Temperatur und des Verkehrs fallen und fahren direkt über die Grenze nach Montenegro in Richtung Rozaje und Berane nach Andrjevica wo wir nach einem Hotel fragen. Auf dem Hotelparkplatz empfiehlt uns ein deutsch
sprechender Mann noch bis Plav zu fahren, da sei es viel schöner. Gesagt getan und in Plav angekommen fahren wir zum Hotel Kula Damjanova. Man macht uns einen Sonderpreis und so hobbeln wir unsere Mopeds in dem noblen Westernstyle Hotel mit eigenem Steg und direkt am Plavsee gelegen an. Das Ambiente erinnert wirklich an einen Western Saloon, die Zimmer sind groß, haben alle Balkon und das Personal ist super freundlich. Spät abends nach dem Essen, ein paar Bieren und 2 Sliboviz bekommen wir vom noch einen 3. vom Haus, der uns dann völlig aus der Bahn wirft. :-)

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Das ist übrigens die Dusche, keine Telefonzelle :D
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Rainer Bracht
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Re: Balkan-Allroad-Tour 2012

Beitrag von Rainer Bracht »

Wir wahren letztes Jahr in der Gegend,wenn ich die Bilder sehe,könnte ich schon wieder los fahren.Schönen Abend noch,
Rainer
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Re: Balkan-Allroad-Tour 2012

Beitrag von dikki »

8.Tag - ~ 220 km

Nane und ich machen uns schon vor dem Frühstück allein auf den Weg, um uns die im Internet als so schön beschriebene Strecke auf den Cakorpass zur Grenze zum Kosovo anzuschauen. Die Strecke ist sehr schön und komplett neu asphaltiert. Hier betätigen wir uns als illegale Einwanderer und setzen einen Fuß an der grünen Grenze in den Kosovo. Dann geht’s wieder zurück zum Westernhotel zu den anderen. Anschließend soll uns heute der Weg über die Grenze nach Albanien bringen, wir wollen einen Blick ins Vermoshtal werfen, ich möchte bei der Passabfahrt hinter Tamare einen kleinen Abstecher Richtung Vikc machen und bei Hani i Hotit wollen wir dann entscheiden wie es weiter geht – Montenegro ans Meer, Thethi oder Shkoder. Den von der Hauptstrasse hinter Plav abgehenden winzigen Schotterweg hätte man niemals für die Strasse in ein anderes Land gehalten, aber das Navi sagt dort lang und so bin ich dort lang gefahren, basta. Und Garmin hat recht! 150 Meter vor dem 1. Grenzhaus beginnt dann Asphalt und wieder werden wir nicht als ganze Gruppe, sondern in 2 Grüppchen über die Grenze gelassen.
Nachdem wir vollzählig in Albanien sind geht’s auf der neuen Strasse ins Abenteuerland und nach nur 250 Meter, hinter der nächsten Kurve beginnt schon das Abenteuer. Zack und der Asphalt ist weg. Der Weg wird schmaler und die ersten Schotterkurven kommen, dann die nächste Steigerung: Schotter auf Asphalt in einer Bergab-bergauf-Doppelserpentine. Hach Albanien – ich mag Albanien! :-) An der Gabelung (es gibt hier nur eine) fahren wir zuerst rechts - ins Vermoshtal. Hier ist eine neue Asphaltstrasse angelegt, der wir bis zum Ende folgen –etwa 5 km. Nach einer kurzen Pause fahre wir zurück zur Gabelung und dann auf unbefestigtem Weg in Richtung Hani i Hotit/Shkoder. Wir haben ganz schön zu kämpfen, so extrem kam mir das vor 4 Jahren gar nicht vor. Ups, denke ich nur, da hast du deinen Mitfahrern/innen aber gut was zugemutet. Aber ich lass mir nichts anmerken und meine Freunde wollen auch hart sein und lassen sich auch nichts anmerken – anfangs. Nach geschätzten 10 km habe ich dann hinten einen Plattfuß und da ich zum Fotografieren durchgewunken habe, ist nur noch Stolle hinter mir, der auch noch knipst. Als er dann auf meiner Höhe ist sage ich ihm Bescheid und er fährt dann den anderen hinterher um sie zu informieren. Bald kommen dann Roger und Stolle zurück um mir zu helfen. Die Mädels bleiben weiter unten und sagen: „wäre ja doof alles zweimal zu fahren und ….“ (*In Echt: Höhenangst, schwieriges Gelände, die sind fertig, denke ich. - Macht aber nix, ich hatte es auch leichter in Erinnerung und bin froh noch keine Klagen über die Strecke bekommen zu haben. - Aber bloß nur nix anmerken lassen! - *Anmerkung der Redaktion:-) ). Koffer und Hecktasche sind bereits abgebaut und Steckachse gelöst als die beiden Helfer eintreffen. Ein Koffer wird als Unterlage benutzt (kein Hauptständer vorhanden) und dann beginnt der Radausbau. Beim Ab- und Aufziehen des Reifens leidet die Felge ordentlich und mit meinen Montierhebeln will das alles nicht gelingen, erst mit den kurzen Hebeln von Stolle gelingt es uns, obwohl wir den Reifen auf die falsche Seite gezogen haben – zur Bremsscheibe. Das Ventil will auch erst nicht ins Loch und beim Radeinbau fallen die Bremsbeläge heraus, alles Mist !! Im Großen und Ganzen ein Schlauchwechsel bei dem wir uns nicht mit Lob bekleckern. Wir fahren zu den Mädels und weiter nach Tamare wo wir erst einmal draußen vor einem Cafe Cola trinken und die Trinkrucksäcke füllen. Direkt vor uns scheißt ein Schwein in eine Strassenpfütze und legt sich anschließend dort hinein um sich darin zu suhlen. Bei der Weiterfahrt nach Hani i Hotit sehe ich noch das Schild „Vikc“, hier wäre ich gern mal für ein paar km hineingefahren (die tollen Bilder von GoogleEarth im Kopf), aber die Zeit ist zu knapp bemessen und die Mitfahrer teilweise zu fertig um noch einen Abstecher in diese Richtung zu machen. Ich empfinde die Straße als wesentlich schwieriger als vor 4 Jahren, vielleicht auch wegen der Temperatur, denk an meine armen Mitfahrer, lass mir aber nichts anmerken, man weiß ja nie was noch kommt. Im Moment sind es um die 38°C. Unterwegs sehen wir eine Gruppe Tschechen bzw. nur deren ca. 8 Mopeds, sie scheinen irgendwo unten im Fluß zu baden. Auf der Strecke sind viele Baustellen und einige Male müssen wir anhalten und kurz warten. Aische ist recht kaputt, die Höhenangst hier bei den freien, ungesicherten Schotterabfahrten hat sie zermürbt.
Unten in Hani i Hotit angekommen entscheiden wir uns nach Shkoder zu fahren und dort 2 Tage zu bleiben. Die neue Strasse nach Shkoder verläuft nicht auf der alten Trasse der SH4, sondern geht etwas mehr ins Landesinnere, ist ca. 15 Meter breit und top asphaltiert. Z.Z ist die aktuelle zulässige
Höchstgeschwindigkeit zwischen 30 und 60 km/h und darf von polizeigrüßenden Deutschen auf dem Motorrad auch um mindestens 20 km/h überschritten werden, - ihnen wird nur freundlich nur zurück gegrüßt. Bei Albanern ist die Toleranz recht unterschiedlich. Manche werden mit 120 in der 30er Zone nicht beachtet, manche werden da mit 40 rausgewunken.
Seltsamerweise kommen wir völlig problemlos durch den Verkehr der Großstadt Shkoder, mit den Motorrädern über die alte Brücke (die jetzt nur noch für Fußgänger ist) über die Buna und ohne von den dort lebenden Zigeunern belästigt zu werden (war 2009 anders) zum Hotel Marku. Abends bittet Nane mich noch die Spanngummis vom Moped zu holen, um sie als Wäscheleine zu benutzen. Brav befolge ich die Anweisung und stolpere zum Dank auf der ersten Stufe der Treppe. Dabei schlage ich mit dem kleinen Finger der linken Hand erst gegen die Gebäudekante und knicke ihn dann seitlich nach hinten weg. Der Schmerz ist heftig und der Finger fast steif.

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monoduo

Re: Balkan-Allroad-Tour 2012

Beitrag von monoduo »

spannend anzusehen und mitzufiebern!
klasse bericht einer tollen reise!!!
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AmperTiger
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Re: Balkan-Allroad-Tour 2012

Beitrag von AmperTiger »

danke Dirk für diesen klasse Bericht, besonders der offroadanteil gefällt mir sehr gut. :lol:

Den Griechenlandeindruck vom letzten Jahr allerdings, den behalte ich auch in Erinnerung....noch nie so oft so unfreundlich behandelt worden, so oft beschissen worden und abgezockt worden, wie 2011 in Griechenland -> von der Urlaubsliste komplett gestrichen. (ging übrigens Anderen, die wir unterwegs trafen genauso)
Man kann die Realität ignorieren. Nicht ignorieren kann man die Konsequenzen, die das hat.
dikki
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Re: Balkan-Allroad-Tour 2012

Beitrag von dikki »

9.Tag - ~ 165 km

Heute wollen wir die Thethi-Runde fahren und zwar ohne Gepäck. Aische ist durch ihre Höhenangst noch zu fertig und entscheidet sich einen Auszeittag zu nehmen. Trotz meines steifen, schmerzhaften Fingers möchte ich es versuchen, die Strecke habe ich noch als so toll in Erinnerung. Nane und Roger sind hin- und hergerissen, entschließen sich dann aber mitzufahren. Erst führt uns die neue, breite Strasse zurück nach Koplik und von dort noch weiter über Asphalt nach Boge. Zum Kräftesammeln halten wir hier noch kurz, trinken eine Cola und Nane sagt, dass ihr nicht so gut sei und ihr Bauchgefühl sagt, sie solle umkehren und wieder über die Strasse zurückfahren. Man soll niemand zu seinem Glück zwingen denke ich mir, wir vereinbaren, dass sie sich meldet sobald sie angekommen ist oder es ein Problemchen gibt. Keine 50 Meter hinter unserem Trennungspunkt, nach der ersten Kurve, endet der Asphalt. Das erste Stück führt uns über einen Pass und hat richtig dicke Steine parat. Auch enge Kehren. Alles ganz klasse für meinen geschwollenen, gebrochenen, kapsel- oder sonst wie verletzten kleinen Finger der mittlerweile ordentliche Einblutungen zeigt. Ich kann die Kupplung nur sehr schwer dosieren und muss den kleinen Finger immer wie Hochwohlgeboren abspreizen. Im Sitzen kann ich nicht bei unruhigem Untergrund fahren da rappelt der Finger zu stark und im Stehen muss ich den Lenker von oben fest fassen, dann kann ich aber kaum kuppeln. Manchmal bin ich nur Passagier und denke nur die Richtung vor. Unterwegs treffen wir einen Ungarn mit Frau oder Tochter auf einem Quad. Wir unterhalten uns in Englisch eine Zeit lang über dies und das und im Gespräch erfahren wir später, dass er durch einen Unfall beim Bergsteigen vor 20 Jahren querschnittsgelähmt ist. In Thethi treffen wir ihn nochmals bei einer Pause und als Stolle das Bergwasser als Getränk ablehnt, sagt er, das Wasser hier könne man bedenkenlos trinken, er hätte schon Wasser aus dem Niger, aus dem Kongo und Amazonas getrunken und das sei alles nicht schlimm!
Die Kids hier, zwischen ca. 8 und 14 Jahre alt, die die Touristen sofort in Empfang nehmen, Quartier und Getränke feilbieten sprechen fast perfekt englisch. Auf die Frage woher sie das so gut können, sagt einer von ihnen, dass sie seit 2 Jahren dort ein Englischlehrer haben und dies ganz groß im Lehrplan stehe. Sie beherrschen nicht nur Smalltalk und Gastronomie, sie können auch die Wege, deren Zustand und Schwierigkeiten beschreiben.
Entfernungstechnisch haben wir hier ungefähr Halbzeit was den Weg nach Shkoder angeht und so entscheiden wir uns dafür neues zu sehen und weiter nach Shkoder, nicht erst zurück nach Boge zu fahren. Bei einer wirklich kleinen Bachdurchfahrt verschlägt es Roger das Vorderrad und er kommt zu Sturz. Für Fußgänger ist an der Stelle eine 40 cm breite Betonbrücke, sie hält Rogers BMW davon ab mit dem Wasserfall darunter 30 Meter abzustürzen und Roger hält sich wiederum an der BMW fest um nicht abzustürzen. Ups! Die Fahrt ist rein subjektiv wieder viel härter als ich sie von vor 4 Jahren in Erinnerung habe. Wahrscheinlich wieder die Temperatur von ca. 40°C. Es geht ständig über Geröll auf und ab und Roger wird langsam müde. Da er keine Lust hatte die Koffer zu demontieren, bleibt er irgendwann dann auch damit an einem Fels hängen und stürzt über den Lenker. 200 Meter weiter ist ein Campingplatz (da hat tatsächlich jemand ein Schild an eine Wiese gestellt „Campingplatz“ verkauft dort kaltes Bier, alle anderen Getränke lagen ungekühlt neben der Kühltruhe, neben der 50 Meter weiter ein Stromaggregat läuft), zu dem wir dann noch fahren und eine Reparaturpause einlegen. Dort wird dann der kaputte Spiegel von links demontiert und der von links auf die rechte Seite geschraubt, der Handschutz wird gerichtet und der Koffer ausgebeult. Dies klappt sogar erstaunlich gut, der Koffer liegt wieder gut an und der Deckel passt fast spannungsfrei. Und mein Finger hat trotz dem Rumgezerre keinen weiteren Schaden genommen. Nachdem wir noch zusammen 1,5 Liter warme Cola getrunken haben fahren wir dann auch weiter. Die letzten Kilometer im fast flachen Gelände sind ganz frisch neu geteert (schon kalt) und man kann albanische Baukunst und dusseliges Anstellen der Bauarbeiter bestaunen.
Die Bauarbeiter wollen mit der Teermaschine und ihren Autos raus, haben sich aber selbst so zugeparkt, dass nichts mehr geht. Nach mehrmaligem Hupen meinerseits, entschließen sich dann die Bauarbeiter für uns eine Gasse zu bilden. Stolle und ich kommen relativ gut durch, Roger eckt zwischen Strassenrandmauer und Teermaschine mehrmals wie ein Flipperball mit den Koffern an, kommt aber letztendlich doch durch. In Shkoder angekommen gibt es reichlich Mecker von unseren Damen, weil sie nichts von uns gehört haben, die Handys ausgeschaltet sind und wir doch einige Stunden später zurück sind als gedacht.



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10.Tag - ~ 230 km

Heute fahren wir von Shkoder über eine 150 km lange schöne Landstrasse erst nach Kuckes, pausieren und setzen uns dort in ein großes, vermeintliches Restaurant. Leider gibt es dort aber nichts zu Essen, lediglich Getränke. Kurz darauf kommt der etwas englisch sprechende Chef, sagt dass in der Nähe ein Imbiss sei, fragt was wir möchten und schickt einen seiner Angestellten der uns die Salate und Sandwichs dann bringt. Wir wollen noch nach Peshkopi und da mal wieder alles viel anstrengender war (weiterhin um die 40°C) und länger gedauert hat als geplant, fragen wir nach der neuen asphaltierten Strasse von der ich beim ausklamüsern der Tour gelesen habe, statt die wie vorgesehene rund 80 km lange Offroadstrecke zu nehmen. Er erklärt uns den Weg und wir kommen auf eine neue Strasse mit abenteuerlichen Gefällen, Steigungen, ungesicherten Kuven – echtes Achterbahnfeeling. Roger der Alpenkenner sagt: „wenn die Strecke in den Dolomiten läge, wäre das garantiert die meistbefahrene Motorradstrasse in den Alpen“. In Peshkopi finden wir das Hotel Brooklin, aber es ist unbesetzt. Ein Wachmann davor zückt sein Handy, spricht etwas in albanisch rein und drückt Aische das Handy ins Ohr. Eine englisch sprechende Stimme sagt, es kommt gleich jemand vorbei und wir möchten doch warten. 5 Minuten später kommt jemand, schließt das Hotel auf und wir bekommen 3 Doppelzimmer mit Bad und Klimaanlage und einen Garagenhof für die Motorräder für insgesamt 30 Euro.

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11.Tag - ~ 220 km

Von Peshkopi geht es anfangs direkt an der Grenze zu Skopie auf einer anstrengenden Schotterstrasse (ca.70 km) nach Librazhd und dann auf der Hauptstrasse über Elbansan und Lushnje nach Berat. Die vorgesehene Offradstrecke dazwischen fällt leider wieder den immer noch herrschenden ~ 40°C zum Opfer. In Berat übernachten wir im Hotel Palme. Wir müssen zuvor zwar noch etwas über den Preis verhandeln, was gut 20 Minuten dauert und erst der Chef über Telefon seine Zusage geben muss, aber wir werden uns einig - die Mädels verhandeln hart! Das Hotel hat eine nette Dachterrasse, von der man sowohl tagsüber als auch abends auf die dann schön beleuchtete Stadt schauen kann.
Abends auf der Brücke komme ich noch mit einem Albaner ins Gespräch. Er fragt, woher ich komme und wie mir Albanien gefällt. Ich sage, ein schönes Land, tolle Landschaften. Er sagt, ja ein schönes Land, aber nur äußerlich und schimpft dann über den Kaptitalismus. Früher waren alle zufrieden , sagt er. Es hätte kaum Verbrechen, keine Korruption und keine Prostitution gegeben. Eine albanische Redensart lautet: Mein Haus gehört Gott und meinen Freunden – heute sei das alles nichts mehr Wert. Die Korruption ist so groß, dass keiner mehr dem anderen traut. Er zeigt auf seinen Freund der neben ihm steht und sagt, er sei bis vor kurzen albanischer Meister im Gewichtheben gewesen, durch die Grenzöffnung ist er nun ein Niemand und müsse von 90 Dollar im Monat an „Stütze“ leben. Eine Arbeit ist so gut wie nicht zu bekommen, und wer einen bekommt müsse erst dafür mit Barem in Vorleistung gehen. Er fragt, warum die Griechen in der EU sein dürfen und Albanien nicht...... Er kommt mir eigentlich recht sympathisch rüber und ich komme später über seine Worte auch so ins Grübeln.

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12.Tag - ~ 140 km

Beim Tanken vor der Weiterfahrt treffen wir auf einen Tankwart, der die Weisheit nicht unbedingt mit großen Löffeln gefressen hat. Wir tanken normalerweise immer alle zusammen aus einer Säule und bezahlen dies aus einer Gemeinschaftskasse. Nach dem 1.Motorrad hängt der Tankwart jedoch ein. Wir sagen ihm, dass die anderen auch tanken und wir alles zusammen bezahlen. Er betankt dann weiter und als Stolle dann noch mit einem Liter Öl kommt, welches er aus dem Regal genommen hat, ist er völlig überfordert. Die alte Zapfsäule zeigt noch in Euro an, er muss nun 2 Tanksummen addieren, umrechnen und dann noch das Öl hinzufügen – das ist zu viel. Er muss erst noch mal einen Albaner mit seinem Auto zwischendurch abfertigen, um sich einen Plan zurecht zu legen, wie er denn nun mit uns verfährt! Aber irgendwann regelt sich auch das.
Ca. 11 km nach dem wir Berat auf der Schotterstrasse nach Kelcyre verlassen haben fehlen Aische und Stolle. Dann geht das Handy, Aische ist ziemlich aufgeregt – Stolle hat wieder einen Nagel gefunden und der ist diesmal durch – Hinterradplatten. Roger und ich fahren zurück. Diesmal klappt das Schlauchwechseln deutlich besser, aber das Ventil im neuen Schlauch hält die Luft nicht. Bis wir den Fehler finden haben wir bereits 1 mal mit Druckpatrone und 2 mal mit der ultrakleinen Handpumpe aufgepumpt. Nachdem wir den Fehler gefunden haben kommt der Retter in der Not – ein einheimischer Mofafahrer mit einer Fußpumpe am Gepäckträger fährt vorbei. Wir winken und 5 Sekunden nach dem er steht wickelt er schon den Spanngummi von der Pumpe. Ich bedanke mich nach dem wir fertig sind mündlich bei ihm, aber das Geld was ich ihm zustecken möchte will er nicht. Als ich es ihm ein 2. mal hinhalte, droht er an es wegzuwerfen.
Wir halten nach ca. 30 km erneut zu einer Pause und Stolle geht es gar nicht gut, er hat eine Art Sonnenstich. Die Bastelei in der direkten Sonne und das bei 40°C im Schatten, den wir wieder nicht hatten, ist ihm nicht bekommen. Aber von hier geht es nur über die anstrengende Offroadpiste weiter. Kurz vor Kelcyre, nach weiteren 30 Offroadkilometern hört die Piste auf, wir machen noch eine Pause und fahren nur noch die 50 km bis Girokaster über die Hauptsrasse. Stolle friert bei annähernd 40°C.


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13.Tag - ~ 90 km

Nane und ich fahren am frühen Morgen, vor dem allgemeinen Aufbruch, noch einmal durch die Altstadt Girokasters und da alle etwas fertig sind entscheiden wir uns dann dafür an den Strand zu fahren dort etwas zu verweilen und Ruhe zu tanken. So geht es heute über Sarande nach Borsh. Unterwegs beim Tanken treffen wir wieder ein paar Tschechen, diesmal aber welche die eine Albanienfahrradtour machen. In Borsh angekommen müssen wir länger suchen um eine Unterkunft zu finden. Als ich 2009 schon mal hier war gab es dort am Strand nur eine Unterkunft und außer mir und meinem Mitfahrer keine Gäste. Liegen und Sonnenschirme haben wir nicht einen einzigen gesehen. Ich traue meinen Augen kaum, als ich an den Strand komme. Liegen, Schirme und Touristen dicht an dicht. Später finde ich die alte Unterkunft ganz am Ende des Strandes wieder. Wir bekommen dort Zimmer und ich hadere mit mir und dem Vorschlag die Gruppe dort (nicht diese Unterkunft, sondern den Trubel an sich) hingeführt zu haben. Aber es entwickelt sich alles gut und später sind nicht nur die anderen auch ich zufrieden und freuen uns über die getroffene Wahl.

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14.Tag - ~ 120 km


Statt Ruhe zu tanken und an unserer Unterkunft zu frühstücken beschließen Nane, Roger und ich die Kühle des Morgens zu nutzen und fahren auf der Strasse zum ca. 50 km entfernten Llagora Pass bei Dhermi von dem man von ca.1000 m auf das Mittelmeer schauen kann. Vor der Strasse zum Strand setzt Nane sich ab, sie fährt die letzten km allein zurück und Roger und ich gehen noch ein wenig die Gegend erkunden. Ansonsten ist heute abhängen und planschen angesagt.

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15.Tag - ~ 155 km


Heute drehen wir eine Runde über Sarande nach Butrint, anschließend machen Stolle und ich noch eine Scoutingtour für die Weiterfahrt morgen. Laut Karte und beim gestrigen Erkunden habe ich von weitem eine Parallelstrasse durch die Berge gesehen, die uns später wieder auf die ursprüngliche vorgesehene Route führt. Wir suchen erst den Einstieg, finden ihn später irgendwie nach dem wir durch einen Bach und ein Kieswerk fahren und kommen auf eine sehr staubige, sandige Piste. Hier verschlägt es Stolle kurz den locker gehaltenen Lenker und beim Nachfassen zum Lenker bekommt er einen schmerzhaften Schlag ins Handgelenk vom Lenkerkickback der ihm die nächsten Tage (auch nach dem Urlaub) noch zu schaffen macht. Die kurze und anstrengende Fahrt auf dem sandigen Boden endet aber abrupt, denn Bauarbeiter sind gerade dabei diesen Weg für eine Teerunng vorzubereiten. Also drehen und zurück, ein Bier trinken, kurz im Meer Baden und anschließend weiter kulinarisch den Urlaub genießen.


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