Originallack BMW - nur für's Auge?

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chefe
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Originallack BMW - nur für's Auge?

Beitrag von chefe »

Die Original-Beschichtung (Lack???) der 1200er GS aus den Baujahren bis '06 - und es ist egal. ob es der Rahmen, das Motorgehäuse oder die Gussfelgen sind - sind gemäß meiner Erfahrungen nur was für's (putzwütige) Auge und nix für den Ganzjahres-Alltagsgebrauch. Auch bei der zweiten Karre, die deutlich über 100.000km hat, fault das silbrige Zeugs weg wie nix :shock:
Egal, der Praktiker in mir kennt da keine falsche Scheu und so hab' ich angefangen, die verfaulten Teile zu einem Oberflächenfreak zu tragen, der sie entmurkst und dann mit allem Brimborium pulverbeschichtet - die Gussfelgen sind jetzt (wie demnächst der Stirndeckel) mattschwarz und der Freak schwört Stein und Bein, dass schon deshalb, weil er im Gegensatz zum Original eine Grundierung aufgetragen hat, der Verwesungsprozess um Welten langsamer stattfindet 8-)

Nebenbei gesagt, ist der Touratechkrempel keinen Millimeter besser und so sind die Sturzbügel meiner 800er ebenfals durch den Ofen des Freaks gegangen ;)
Gruß, Martin
Holger
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Re: Originallack BMW - nur für's Auge?

Beitrag von Holger »

So ein Freak ist total praktisch!
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Honigpeter
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Re: Originallack BMW - nur für's Auge?

Beitrag von Honigpeter »

Also davon halte ich gar nichts!

Am Anfang alles schön, aber dann handelst Du Dir Probleme ein.
Wenn die Plastikschicht an einer Stelle unterbrochen wird (z.B. Steinschlag), beginnt es dort zu unterrosten.
Das läßt sich aber nicht einfach mit einem Lackstift ausbessern, der dichtet nicht genug ab.
Ergo muss alles runter und das wird lustig.
In einem anderen Forum hatte mal jemand eindrucksvolle Beispielbilder von seinem "Langzeitversuch".
Der betreibt einen Abschlepp- und Absetzmulden Service und hat dadurch immer Lackschäden an den hinteren Stoßstangen.
Lack läßt sich ausbessern aber Pulverbeschichtung kannste fast nur noch wegwerfen... seine Erfahrung.

Meiner Meinung nach ist der Hype für Pulverbeschichtungen nur wieder der Trend zu billiger und einfacher.
Man spart Material, weil jedes aufgeladene Plastikteilchen 'sucht' sich ja quasi von alleine sein noch freies Plätzchen auf dem Metall,
der 'Lackierer' muss keine Ahnung von Sprührichtung usw. haben, sondern nur draufhalten
und wenn nachher alles schön zusammengeschmolzen ist hat man eine saubere Oberfläche.
Für Fenstergitter und Zaunpfähle mag das ja ok sein, aber an Motorradrahmen hat das nichts zu suchen!
Da gilt noch, Entfetten, Grundieren, Lackieren...

Aber Chefe macht ja jetzt für uns einen "Langzeit"test... 8-)
Wobei sich da nur die Frage stellt, hat Martin die km schneller beisammen,
als sich der edle Bayernstahl dem Sauerstoff hingibt...
Ich vermute fast, ja! :P :) :)
Liebe Grüße
Peter

...PS. suche böse Mädchen, denn die kommen überall hin
und das hat Vorteile beim Q Putzen... :D
chefe
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Re: Originallack BMW - nur für's Auge?

Beitrag von chefe »

Honigpeter hat geschrieben:...
Aber Chefe macht ja jetzt für uns einen "Langzeit"test... 8-)
Wobei sich da nur die Frage stellt, hat Martin die km schneller beisammen,
als sich der edle Bayernstahl dem Sauerstoff hingibt...
Ich vermute fast, ja! :P :) :)
Genau das war der Plan (der Langzeittest) und wahrscheinlich hast Du Recht mit dem, was zuerst kommt 8-)

Beim Stirndeckel wird es wohl so sein, dass nicht beschichtet, sondern lackiert wird und dann hab' ich ja einen unmittelbaren Vergleich - wobei der Deckel sicher mehr Prügel abbekommt, als die Felgen :roll:

Oh, da fällt mir noch ein, dass die Bremskolben der 800er fertig sind und bei Gelegenheit mal eingebaut werden - mal sehen, ob's dann auch noch bremst :shock:
Gruß, Martin
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gerd_
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Re: Originallack BMW - nur für's Auge?

Beitrag von gerd_ »

Hi
Kommt darauf an mit was beschichtet wird. Wenn es so ein Zeug ist mit dem früher die Kühlschrankroste und Gartenstühle beschichtet wurden, dann stimme ich dem "Unterrosten" zu.
Ist es normale Pulverbeschichtung, dann sind es im Prinzip nicht dispergierte Farbpigmente ohne Lösemittel (auch bei "Wasserlacken" ist etwas Lösemittel enthalten). Die Partikel "pappen" auf der Metalloberfläche weil sie beim Verarbeiten unterschiedlich elektrisch geladen werden. Danach werden sie durch Wärme auf den Untergrund aufgeschmolzen. Da unterrostet nix! Falls natürlich ein sparsamer und schneller Verarbeiter nur so lange erhitzt bis die Farbpartikel geschmolzen sind und sich zu einer Schicht verbunden haben, aber noch keinen Verbindung mit dem Untergrund eingegangen sind weil der noch "eiskalt" ist, dann wird das nix. Dazu ist es am "einfachsten" die Werkstücke im Winter zwar trocken zu lagern aber dann eiskalt zu verarbeiten weil ja "ohnehin" eingebrannt wird.
Das gleiche Problem besteht aber auch beim Feuerverzinken. Eintunken, kurz warten, rausziehen und schon ist eine silberne Schicht drauf. Irgendwann gibt's die erste Blase und man kann das Zink in Fladen abziehen. Deshalb taugt dann Verzinken nix! Falsch, das Unternehmen beherrscht den Prozess nicht!
Selbst beim "normalen" Lackieren gibt es Spezialisten die den Untergrund nicht sauber entfetten oder die Grundierung/Filler nass schleifen und dann zu schnell drüberlackieren. Der Lack trocknet und ist dicht, drunter hat das eingeschlossene Wasser Zeit sich irgendeinen Sch... zu überlegen.
gerd
Vollkommenheit entsteht offenbar nicht dann, wenn man nichts mehr hinzuzufügen hat, sondern wenn man nichts mehr wegnehmen kann.
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chefe
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Re: Originallack BMW - nur für's Auge?

Beitrag von chefe »

Der "Freak", der mir die Teile beschichtet hat, muss wohl wissen, was er tut - er ist für seine Qualität ziemlich bekannt in der Gegend. Ich war dabei, als die Dinger aus dem Ofen kamen und eine halbe Stunde später waren sie immer noch warm.
Da ich meine Karre nicht zum Putzen, sondern zum Fahren gekauft habe und mich ein Kratzer nicht vom Sockel hat, bin ich eher am "Gammelschutz" interessiert und da kann nix schlimmer sein, als die Originalbeschichtung - schätze ich mal...
Gruß, Martin
the-only-A.I.
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Re: Originallack BMW - nur für's Auge?

Beitrag von the-only-A.I. »

Der Deckel hält bisher seit 95.000 km, oder vier Jahre inkl. Winter. Allerdings hat der letzte Winter dann doch seine Spuren hinterlassen, weil ich wie der Chefe eben fahre und nicht so oft putze. Gelegentlich kommt wie beim Chefe auch ne ordentliche Schutzschicht in braun drauf, und das pappt sowieso alles zusammen.

Die Steinschläge welche in der mattschwarzen Beschichtung der Gabel drin sind, sind nicht unterrostet und lassen sich entweder mit der Spraydose oder Lackstift hervorragend ausbessern. Und das ist noch niemand aufgefallen, also scheint es qualitativ sehr hochwertig zu sein.

Aber man braucht wirklich jemand der sein Handwerk versteht. Und das können wirklich nicht alle, oder wollen es nicht.
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Honigpeter
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Re: Originallack BMW - nur für's Auge?

Beitrag von Honigpeter »

Die 4V GS haben ja zum Glück wenig beschichteten Stahl im direkten Einflugbereich
der Steine, meist nur Alu oder Plastik.
Bei einer 2V oder kleinen Enduros, die ständig über Steine geschleift werden, ist das
evtl. ein anderes Thema.

Danke Ekki für Deinen erhellenden Beitrag.
Weil bisher hat sich bei Diskussionen zu der Technik noch niemand genau darüber ausgelassen,
wie Kratzer oder Steinschläge fachgerecht zu reparieren sind.
Früher hat man beim Lackierer hinterher noch ein Döschen Farbe mitbekommen,
für alle Fälle, wenn mal was sein sollte...
Aber heute?
Ein Tütchen Pulver und ne Lötlampe? :shock: :) :D
Liebe Grüße
Peter

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chefe
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Re: Originallack BMW - nur für's Auge?

Beitrag von chefe »

Ich denke mal, es ist für einen überall und immer Fahrer illusorisch, an den Stellen, die z.B. vom Vorderrad mit Straßendreck beschossen werden immer eine unversehrte Oberfläche zu haben. Daher sind mir Schrammen herzlich egal - es sei denn, die Beschichtung ist so liederlich, dass ein Winter-Split-Treffer unmittelbar aufs Metall durchschlägt. Dass genau an der selben Stelle mehrere Male ein Einschlag stattfindet, der diese Stelle immer weiter vertieft ist aber auch nicht sehr wahrscheinlich. Wichtig wäre also, dass die Beschichtung einen Erstschlag nicht gleich durch lässt.
Gruß, Martin
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gerd_
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Re: Originallack BMW - nur für's Auge?

Beitrag von gerd_ »

Hi Chefe

Genau meine Meinung. Allerdings sind die modernen Lackierungen offenbar nicht dafür gedacht, dass man mit dem Mopped fährt. Fast habe ich den Verdacht dass auch "Extremputzer" die paar "Moleküllagen" schnell durchgeputzt haben. Weniger witzig formuliert bin ich ziemlich sicher, dass eine Moppedlackierung, im Vergleich zu einer Autolackierung des gleichen Herstellers, ziemlich lausig ausgeführt wird. Ja, Al ist nicht ganz einfach zu lackieren, doch in der Serie sollte man diesen Prozess beherrschen.
Richtig interessant wird es wenn man Teile wie das HAG nimmt. Hier muss zum Tausch bestimmter Teile das Ganze relativ stark erwärmt werden. Mit einem Heissluftfön dauert das ewig weil letztlich damit nur wenig Energie eingebracht werden kann. Mit dem Brenner ist es ein Vabanquespiel. Auch wenn man von innen erhitzt muss man höllisch darauf achten die (am HAG recht gute) Lackschicht nicht anzugrillen.
Beim Stirndeckel drängt sich der Eindruck auf, dass die Dinger von einem Azubi mit einer Spraydose lackiert werden und sich die Schicht beim ersten bösen Blick, kombiniert mit einem "Huh!" abzulösen beginnt.
gerd
Vollkommenheit entsteht offenbar nicht dann, wenn man nichts mehr hinzuzufügen hat, sondern wenn man nichts mehr wegnehmen kann.
Antoine de Saint=Exupéry
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Re: Originallack BMW - nur für's Auge?

Beitrag von chefe »

Hi Gerd,

ich hoffe mal, Dir ist nicht schon ähnliches passiert, wie den Schraubern meines geringsten Misstrauens heute nachmittag...

Da war so eine Ganz-Jahres-Fahrer-Type in der Werkstatt, um Bremseläge gegen Euro zu tauschen und hat nebenbei die höchst zündstoffhaltige Frage "G'hert des do a so?" gestellt.
"Des do" ist die Hohlachse am Hinterrad meiner Karre und "a so" ist die auf der Innenseite an der Abdeckung des Simmerrings abblätternde Beschichtung. Unter dem Abdeckring feiert das Eisenoxid schon fröhliche Urständ und linst verschmitzt über den Rand :shock:

Die Antwort: "Ned wirklich, aber wenn wir da einen Puma-Fall draus machen, sagen die bloß: Das ist sicher ein Winterfahrer..."
Die Lösung: Abdeckung weg, Simmering raus, Rost behandeln, Simmerring wieder rein, Abdeckung drauf und wenn das nicht mehr hilft, weil undicht, dann im Keller in der Restekiste eine andere Hohlachse suchen...

Ungewöhnliche Umstände (der BMW-typische bekannte Einzelfall) erfordern eben unkomplizierte Lösungen, damit's bezahlbar bleibt und da ist der Schrauber des geringsten Misstrauens sehr wertvoll 8-)
Gruß, Martin
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