Synchronisation Drosselklappen R NineT 2018/E4

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NineT mile
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Synchronisation Drosselklappen R NineT 2018/E4

Beitrag von NineT mile »

moin,

vorgestern hatte ich mich (mangels Vertrauen in die ordentliche Arbeit "meiner" BMW-NL) mal an die Einstellung der Drosselklappen gemacht und dafür die Anleitung "4V2 Synchronisieren 3 und Leerlauf einstellen R1200" von @gerd_ genutzt.
Für diese Anleitung und die ergänzenden Erklärungen zum Grundverständnis der Zusammenhänge erst mal ganz herzliches DANKESCHÖÖÖÖN! :flower:

Die Anleitung wurde ja, wenn ich es richtig verstehe für die 4Ventiler DOHC Boxer bis 2012 geschrieben und nicht für die Reinkarnation in den NineTs, daher von mir einige Ergänzungen, was sich da (soweit ich beurteilen kann), geändert hat:

- "Hochschieben und Abnehmen der Drosselklappen-Betätigungs-Abdeckkappe":
Hochschieben kann man die, aber nicht weit, da diverse Züge und Leitungen (vor Allem die starre Spritleitung) im Weg sind. Abnehmen geht nur nach Ausbau des Gaszuges, was im Sinne einer feinen Synchronisierung nicht hilfreich sein dürfte. Im Hochgeschobenen Zustand ist die Abdeckung beim Einstellen nur im Weg und kann - je nachdem, wo sie gerade hängt, sogar das komplette Öffnen/Schließen der DK verhindern.
Das Einstellen der Zuglängen geht auch erheblich einfacher, wenn die Kappen an ihrem Platz verbleiben.
Selbst das Justieren der "verbotenen" DK-Anschlähe ist machbar. Zum Einstellen sollte die Kappe also bleoben, wo sie ist. Nur beim Ausbau der DK-Gehäuses/Wechseln des Gaszuges etc. muss sie runter.

- Justieren der DK-Anschläge (Motor warm, Stepper außer Betrieb gesetzt) auf LL-Drehzahl 1100-1150 und bestmögliche Synchronität:
Falls das Verändern des rechten Anschlages nicht ausreicht, um genühend Drehzahl zu bekommen (Nebenbedingung guter Gleichlauf beider Seiten), muss man ja zwangsläufig auch an die linke Seite ran, wo der Drosselklappenpoti sitzt.
Das hat in meinem Fall funktioniert, allerdings war dann der Wert des DK-Potis am Anschlag nicht mehr 0° sondern 1,xx%, was sicher nicht wirklich gut ist. Ich habe keinen Weg gefunden, die Adaption der neuen Nullstellung auf eben 0% zu erreichen. Motoscan für die K23-Baureihe bietet dazu keine Funktion (ist eh' noch etwas mager - kommt hoffentlich noch) Torque Pro auch nicht und mehr steht mir nicht zur Verfügung.
Ein Werkstatt-Handbuch sagt "Nach Zündung ein Gasgriff 2x langsam komplett auf-zu", was aber bei der ausgelesenen Drosselklappenstellung nichts ändert - danach auf Anschlag immer och 1,xx%.
Ich habe am Ende dann wieder den linken DK-Anschlag so weit ausgedreht (DK weiter geschlossen), bis Motoscan mir eben wieder 0,00% für die DK-Position vermeldet hat. Am Ende hatte ich es mit dieser linken Einstellung dann doch geschafft, ohne Steppereinsatz eine LL-Drehzahl von 1141 bei einem "Gleichlauf" (eigentlich gleichem Unterdruck) von max. 4 cm Differenz links/rechts an meiner Schlauchwaage zu erreichen, 1 cm entspricht bei mir 0,88 Bar)

Probleme, auf die ich noch gestoßen bin:

Stepper stilllegen: Wie beschrieben Zündung aus, Kabel ab, Stepper raus und die Bohrungen verschlossen. Dazu hatte ich (ich Depp :roll: ) Teroson Terostat verwendet, eine Karosserie-Dichtmasse. Die verwende ich sonst gerne, weil sie sich mit sich selbst gut wieder ruckstandfrei enfernen lässt.
Leider wird das Zeug bei Wärme wohl recht weich bis flüssig, klebt noch besser auch in feinsten Ritzen und Ecken und wurde somit auch in die zylinderseitigen Bohrungen tief eingesaugt. Im Rechten Zylinder zog sich das bis zum unteren Einlassventil hin. :oops: Das zu reinigen, war "pain in the a**" :evil: Abgesehen davon ist durch das Einsaugen die Bohrung wahrscheinlich nicht mehr dicht verschlossen gewesen, was einige "seltsame Effekte" beim ersten Einstellversuch erklären könnte.
Später stellte sich heraus, daß meine Stepper (nach 12.000 km) und deren Ventilsitze sauber waren und offenbar sehr gleichmäßig funktionieren - die Nummer hätte ich mir also auch sparen können. Aber hinterher ist man immer schlauer. Wenigstens einiges gelernt ;)

Gaszüge einstellen: Bei in ihrer Position belassenen Abdeckkappen (s.o.) mit etwas Geduld und Fingerspitzengefühl kein Problem und schnell erledigt. Max. 4 cm Differenz zwischen den beiden Flüssigkeissäulen waren gut zu erreichen (mal +/-2, mal -/+2).
Jedoch reagiert das Ganze extrem empfindlich auf das festziehen der Kontermutter - danach waren es wieder +/-15 cm :o
Das Ganze so hinzubekommen, daß die Differenz NACH anziehen der Kontermuter gleich war, war für mich die größte Herausforderung.

Ergebnis der Prozedur:

Das Töff hat nun 12.000 km auf der Uhr, seit der 10.000er Inspektion sind rund 1.000 km vergangen. Darauf, daß die Ventilspiele besser eingestellt wurden als die Synchronisation der Gaszüge oder die Gleichschließung der Drosselklappen am Anschlag (seitens Bing) kann ich nur hoffnungsvoll vertrauen :roll: - vielleicht gehe ich da bei Gelegenheit doch mal selber bei.

Vor Beginn (Eingangsmessung) lag ich im Leerlauf bei warmem Motor mit aktiven Steppern bei 17 cm Differenz der Säulen - ca. 15 mBar. Bei höherer Drehzahl hatte ich leider versäumt, zu messen. :oops:
Nach der Einstellung erreiche ich (stabil und wiederholgenau) folgende Werte (maximale Differenz der beiden Säulen - unterscheidet sich nach jedem Gasstoß etwas):

Leerlauf kalt mit Stepper: max 4 cm
Leerlauf warm ohne Stepper (Bohrungen verschlossen) : max. 4. cm bei ca. 1141 U/Min.
Leerlauf warm mit Stepper abgeklemmt: max. 4 cm
~1.800 U/Min warm ohne Stepper: max 6 cm,(max. 4 cm ohne Festziehen der Kontermutter)


Bei einer Flüssigkeitsdichte von 0,88 g/cm³ (10W Gabelöl) entspricht das einer maximalen Abweichung von 5,28 mBar. Besser habe ich es nicht hinbekommen ohne die Nachbarn noch länger zu nerven :roll:
Da die Abweichungen aber mal + und mal - waren gehe ich davon aus, dass es bei den mechanischen Toleranzen auch kaum besser machbar ist - hier täte ein spielfreierer Verstellmechanismus Not.
Das Ergebnis finde ich für einen Ersttäter mit wenig Schraubererfahrung gar nicht mal schlecht und im Fahrbetrieb zahlt sich die Arbeit durch weichere Wechsel von Schiebebetrieb zu Gas und weniger vibrierende Lenkerendspiegel aus. Auch die Gas-Variation in Kurven erscheint mir weicher und feinfühiger. Die Motortemperatur scheint etwas höher als vorher, das könnte aber auch damit zu erklären sein, daß im ersten Versuch teilweise Gabelöl un die Brennräume gelangt ist ((Zu schnell in die falsche Richtung gedreht :oops: ) oder doch noch Reste von Terostat an Stellen herumlungern, an die sie nicht gehören. Werde ich jedenfalls beobachten.
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