Lagerwechsel im HAG

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jag1991
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Lagerwechsel im HAG

Beitrag von jag1991 »

Hallo alle zusammen

Zur Lage:
Die Kuh (11er GS, 1996, 117.000km) lahmt auf der Hinterhand. Beim Fahren konnte ich Vibrationen an den Fußrasten bemerken, die ich in ähnlicher Form genau vor 20.000km feststellen konnte. Damals war ich auf der Heimreise aus dem Urlaub und Grund für die "Vibrationen" war ein anreibendes Radlager das bis zum Bruch des Lagerkäfig geführt hatte.
Getauscht habe ich daraufhin das Rillenkugellager und das Kegelrollenlager des Tellerrades.

Nach nun 20.000km stellen sich die gefühlten Vibrationen als weiterer Radlagerschaden heraus.

Schon beim Ablassen des Hypoidöles (5.000km / 1 Monat alt) konnte ich einen hohen "Metallanteil" feststellen. Der kann natürlich vom beschädigten Rillenkugellager stammen, aber die Sauce sah anders, heller aus wie beim ersten Schaden. Zwar wurde das Gehäuse vor dem Einbau der neuen Teile anständig gereinigt /gespült, doch da alle 5 Lager des HAG in der gleichen (vom ersten Schaden konterminierten) Ölsuppe laufen, ist nicht auszuschließen, dass sich nun ein "Folgelagerschaden" eingestellt hat.

Auf jeden Fall habe ich beschlossen, nun alle Lager des HAG zu wechseln.

Ausbau des HAG:
Die RepAnltg von BMW ist beim Ausbau des HAG recht hilfreich, trotzdem ein Wort zu den Lagerzapfen: Die sind ja mit Loctite 2701 eingeklebt, so dass man die Zapfen nur durch Erwärmung lösen kann. Da ich kein Thermometer verwendet habe, war vermutlich die vorgeschriebene Temperatur von 120°C nicht erreicht, als ich den Festlagerzapfen zu lösen begann. Er bewegte sich schon, doch nach einigen Umdrehungen war der Zapfen wieder ausgekühlt.

ACHTUNG: nicht versuchen den Zapfen trotzdem weiter zu drehen, sondern ihn vorher nochmals auf Temperatur bringen!!!

Abziehen des HAG von der Welle:
In KEINER RepAnltg steht, dass man nach dem Abziehen des HAG von der Welle, die Stellung des hinteren Kreuzgelenkes am Gehäuse kennzeichnen sollte. Zwar wird in Kardan-Praxis von Gerd auf die Notwendigkeit der gleichen Stellung der beiden (vorderes und hinteres Kreuzgelenk) hingewiesen, aber nirgends wird erwähnt wie man das in der Praxis macht.
Folgende Möglichkeiten bestehen:
a) Kennzeichnung der Stellung des hinteren Kreuzgelenkes am HAG- Gehäuse unmittelbar nach dem Abziehen des HAG von der Welle
b) Feststellung der Lage des vorderen Kreuzgelenkes und "Einrichten" derselben in die gewünschte Stellung

https://picasaweb.google.com/lh/photo/3 ... directlink" onclick="window.open(this.href);return false;
Bild

Da ich mit der Kuh aber trotzdem fahren möchte, werde ich zuerst ein gebrauchtes HAG einsetzen, das originale HAG neu lagern (Doku!!!) und es dann erstmals zur Seite legen.

Wie ich feststellen konnte, ist das Neulagern des HAG (samt Ausdistanzieren) auch in diesem Forum recht stiefmütterlich behandelt und ich hoffe sehr, da ein wenig Licht in den Schwingentunnel zu bringen (oder zu bekommen).

Bernhard
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gerd_
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Re: Lagerwechsel im HAG

Beitrag von gerd_ »

Hi
Die stiefmütterliche Behandlung hat auch einen Grund.
Der erste heisst Kronenmutterschlüssel den kaum jemand hat weil man ihn ja "irre oft" braucht.
Der zweite heisst Montagevorrichtung. Man kann zwar auch den HAG-Schaft in einen grossen Schraubstock spannen aber das geht oft nicht gut.
Der dritte heisst Distanzscheiben. Zum Ausdistanzieren braucht man Distanzscheiben. Wer hat davon einen Vorrat in verschiedenen Stärken (braucht man auch "irre oft")?
Der vierte heisst Touchierpaste. Die meisten können das Wort nicht mal schreiben geschweige denn damit umgehen. Das System "bau ich einfach die gleichen Dinge wieder rein wie vorher, die Toleranzen sind heute ja so genau . . " unterstütze ich nicht. Glaubt vielleicht jemand vor 20 Jahren wären die Abmessungen der Kugellager nur auf mm genau gewesen?

Selbstverständlich gibt es Leser die das alles beherrschen, aber es gibt viel mehr die es sich lediglich zutrauen. Deshalb gibt's auch kaum etwas zum Thema Bremsen.

Die Beschreibung der Schaltungsänderung beim ABSII hat mir schon graue Haare gebracht. Beschrieben ist das bei/für einer GS. Dann "findet" jemand bei einer RS auch "so einen Knotenpunkt", stellt fest, dass die Kabelfarben nicht ganz so sind, klemmt dennoch fröhlich herum und wundert sich, dass Einiges nicht mehr geht (und schon gar nicht der erwünschte Effekt eintritt).
Zu seiner Ehrenrettung muss ich sagen dass es kein Ami war und er mir deshalb keine Schuld geben wollte (weil nicht in Venuslettern dabei stand "Achtung, nur GS :-); ungeeignet für Menschen ohne entsprechendes Wisssen")
gerd
Vollkommenheit entsteht offenbar nicht dann, wenn man nichts mehr hinzuzufügen hat, sondern wenn man nichts mehr wegnehmen kann.
Antoine de Saint=Exupéry
amoRT
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Re: Lagerwechsel im HAG

Beitrag von amoRT »

Den gleichen Schaden hatte ich bei meiner RT bei 60 Tkm, bei jedem Ölwexel kamen mehr Späne im Öl raus.
Das Kugellager war eindeutig zu stramm eingebaut, es musste Radial-Lasten aufnehmen, für die es nicht gebaut ist.
BMW schrieb dazu, ich sei der ERSTE, der solch einen Schaden hat, und mehrere hundertausend schadenfreie HAG
könnten nicht lügen. Das damals von mir eingebaute und ausdistanzierte Lager läuft seither problemlos.
Gruß
Alois
Gruß
Alois
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gerd_
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Re: Lagerwechsel im HAG

Beitrag von gerd_ »

Hi
amoRT hat geschrieben:BMW schrieb dazu, ich sei der ERSTE, der solch einen Schaden hat, und mehrere hundertausend schadenfreie HAG
könnten nicht lügen.
Dieses Argument muss man als Mitarbeiter offenbar bereits bei der Einstellung auswenig können.
"Ich hab' da ein Problem...."
"Kann nicht sein, höre ich das erste Mal, hatten wir noch nie. Stellen sie es dort zu den anderen 15, die behaupten das Gleiche!"
gerd
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